Sie hat bereits 70’000 Unterschriften für eine radikale Wasserschutz-Initiative gesammelt
Bauernschreck Franziska Herren

Eine Landwirtschaft ganz ohne Pestizide: Das will Franziska Herren mit ihrer Trinkwasser-Initiative erreichen. Aus der Bevölkerung bekommt sie grossen Zuspruch.
Publiziert: 26.08.2017 um 07:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:48 Uhr
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Franziska Herren (50) will Wasser, das frei von Pestiziden ist.
Foto: Peter Mosimann
Lea Hartmann

Die Vision von Franziska Herren aus Wiedlisbach BE ist der Albtraum der meisten Bauern im Land. Die 50-Jährige ist der Kopf hinter der Volksinitiative für sauberes Trinkwasser. Ohne den Support einer Partei hat die Leiterin eines Fitnessstudios dafür innert fünf Monaten bereits über 70’000 beglaubigte Unterschriften gesammelt.

Die Initiative will, dass Bauern nur noch dann Direktzahlungen vom Bund erhalten, wenn sie keine Pestizide verwenden und ihre Tiere nicht vorsorglich mit Antibiotika behandeln. Ein weiteres Kriterium soll sein, dass die Landwirte nur so viele Tiere halten, wie sie ohne Futtermittel-Importe ernähren können. Inzwischen hat Herren auch Greenpeace ins Boot geholt, Pro Natura könnte bald folgen. Ein Zustandekommen der Initiative ist damit so gut wie sicher.

«Das Vertrauen der Bürger missbraucht»

Herrens Antrieb ist die Empörung. «Ich will, dass eingehalten wird, was dem Volk versprochen wurde», sagt sie. 1996 hat dieses mit dem Agrar-Artikel in der Verfassung festgehalten, dass nur Direktzahlungen erhalten soll, wer umweltverträglich produziert. Doch das Grundwasser sei noch immer mit Pestiziden verschmutzt, die Biodiversität gesunken. Herren: «Das Vertrauen der Bürger wurde missbraucht.»

Auch die Ernährungssicherheits-Initiative, über deren Gegenvorschlag die Schweiz am 24. September abstimmt, kann die aktuelle Situation laut Herren nicht zum Guten wenden. «Das ist nicht mehr als eine Imagekampagne des Bauernverbands», so ihr Vorwurf. «Die Initianten wärmen lediglich auf, was man schon vor 20 Jahren beschlossen hat.»

Gegner warnen

Herren, die bereits für die Abschaltung des AKW Mühleberg Unterschriften sammelte, will die Landwirtschaft mit ihrer Initiative hingegen komplett umkrempeln. Sie träumt von grünen Wiesen und glücklichen Kühen, der Landwirtschaft ihrer Kindheit.

Ihre Gegner malen derweil schwarz: Sie argumentieren, Herrens Initiative würde zu mehr Importen aus dem Ausland führen. Zudem wären massive Mehrkosten für die Bauern die Folge, ebenso happige Preiserhöhungen insbesondere beim Fleisch für die Konsumenten.

Herren lässt sich davon nicht beirren. Für ihren Traum benötige es nicht nur ihre Initiative, sondern auch ein gesellschaftliches Umdenken, meint sie dazu lediglich. «Letzteres ist die noch grössere Herausforderung.» Dass Fleisch teurer werden würde, sei durchaus gewollt. Sie betont aber auch, dass ihre Initiative nicht gegen die Bauern gerichtet sei. «Sie können nichts dafür, vielmehr setzt das System falsche Anreize. Genau hier wollen wir ansetzen.»

Nachhaltiger Schutz

Bern – Am 24. September kommt neben der Rentenreform auch der Gegenentwurf zur Initiative für Ernährungssicherheit an die Urne. Die ursprüngliche Initiative des Bauernverbands war dem Parlament zu stark auf die Inlandproduktion ausgerichtet. Es verabschiedete deshalb einen Gegenentwurf, worauf der Bauernverband seine Initiative zurückzog. Der Gegenvorschlag sieht ein umfassendes Gesamtkonzept vor. So sollen etwa landwirtschaft­liche Flächen durch eine standortangepasste und ressourceneffiziente Produktion besser geschützt werden. Zudem muss sich die Landwirtschaft besser auf den Markt ausrichten. Sämtliche Parteien empfehlen ein Ja.

Bern – Am 24. September kommt neben der Rentenreform auch der Gegenentwurf zur Initiative für Ernährungssicherheit an die Urne. Die ursprüngliche Initiative des Bauernverbands war dem Parlament zu stark auf die Inlandproduktion ausgerichtet. Es verabschiedete deshalb einen Gegenentwurf, worauf der Bauernverband seine Initiative zurückzog. Der Gegenvorschlag sieht ein umfassendes Gesamtkonzept vor. So sollen etwa landwirtschaft­liche Flächen durch eine standortangepasste und ressourceneffiziente Produktion besser geschützt werden. Zudem muss sich die Landwirtschaft besser auf den Markt ausrichten. Sämtliche Parteien empfehlen ein Ja.

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