Sicherheitspolitiker fordern mehr Tempo
Parmelin trödelt bei Cyber-Armee

Bundesrat Parmelin, Armeechef Rebord, VBS: Alle betonen immer wieder, wie schwer es sei, Personal für die neue Cyberarmee zu finden. Dabei hat das VBS bis jetzt extern gar nicht nach Cyberkriegern gesucht. Diese Trägheit bringt Sicherheitspolitiker in Rage.
Publiziert: 17.11.2017 um 23:38 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:10 Uhr
Keine Eile: Bundesrat Guy Parmelin (l.) und Philippe Rebord, Chef der Armee, beim Promenieren in Bern.
Foto: Keystone
Andrea Willimann

Bundesrat Guy Parmelin (58) machte diese Woche an einer Veranstaltung im luzernischen Hochdorf zum Thema «Wie sicher ist die Schweiz?» wieder einmal auf Panik: «Wir stellen fast jeden Tag einen Cyberangriff fest.»

Vergangene Woche, als es um die Erhöhung des Armeebudgets ging, jammerte der Verteidigungsminister, dass es bei der Rekrutierung der Cyberarmee ein «Personalproblem» gebe. Mit den Unis und Fachhochschulen sei man dabei, «Lösungen zu suchen». 

Armeechef Philippe Rebord (60) sagte im Schweizer Radio, dass nächstes Jahr zwar die erste Cyberkompanie komme. Der Aufbau einer Cyberarmee dauere aber fünf Jahre. 

Konkret läuft wenig

Tatsache ist: Seit Monaten lavieren die Verantwortlichen, wie sie die Cybertruppe des Bundes aufbauen wollen. Interne Verschiebungen von Stellen im Verteidigungsdepartement (VBS) gab es schon, mit der Rekrutierung zusätzlicher, ziviler IT-/Cyberspezialisten hat man aber nicht einmal begonnen. «Wir haben noch keine externen Ausschreibungen gemacht», bestätigt Renato Kalbermatten, Informationschef beim VBS, auf Anfrage von BLICK.

Auch der schon mehrfach angekündigte Cyber-Defence-Campus, der nächstes Jahr erste Ergebnisse zur Lösung des Personalproblems liefern soll, ist lediglich «zu erwarten». Die Frage, wie denn die Armee die 400 bis 600 gewünschten Cyber-Milizsoldaten ab 2018 ausbilden will, kommt für das VBS «viel zu früh».

Dabei sieht der Aktionsplan Cyber Defence vor, dass das VBS ab 2018 genügend Personal hat, um sich selber gegen Cyberangriffe wirksam zu verteidigen. Ab 2020 will das VBS «im Fall einer grösseren Krise im Cyber-Raum handlungsfähig sein». 

VBS und Armee sollen sich sputen

SVP-Nationalrat Franz Grüter. (KEYSTONE/Gaetan Bally).
Foto: Keystone

Sicherheitspolitiker sind von den Verzögerungen enttäuscht. «Der Aktionsplan hat zu wenig Substanz, ganz eindeutig», sagt der Zuger FDP-Ständerat Joachim Eder (65). Digital-Spezialist und SVP-Nationalrat Franz Grüter (54) kritisiert, dass man über Ankündigungen kaum hinauskommt: «Wir stehen erst am Anfang.»

Erst wenn das VBS extern rekrutiere, habe es auch reelle Chancen auf dem Markt. «Sonst werden zum Beispiel die Cyber-Sicherheitsexperten, welche IT-Industrie, ETH und Fachhochschulen ab 2018 ausbilden, vom privaten Markt aufgesogen wie von einem Staubsauger.» 

VBS und Armee müssten sich zudem endlich etwas einfallen lassen, wie sie die Cyber-Milizsoldaten ausbilden wollen, sagt der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli (60).

FDP-Ständerat Joachim Eder. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Foto: Keystone

Gemäss Aktionsplan sollte deren Rekrutierung, Führung und Entwicklung bis Ende 2017 sichergestellt sein. «Dieses Ziel ist wohl nur noch schwer einzuhalten, was zeigt, wie schwer sich das VBS damit tut.»

«Cyberabwehr ist ebenso wichtig wie jeder Kampfjet»

Auch die Kantone machen Druck: Die departementsübergreifende Nationale Cyber-Strategie soll bis Anfang nächstes Jahr überarbeitet  werden. «Parlament und Regierung müssen nun einen Schwerpunkt setzen, soll die Schweizer Cyber Defence nicht zur Farce werden», warnt Ständerat Eder. «Die Cyberabwehr ist ebenso wichtig wie jeder Kampfjet am Schweizer Himmel.»

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