Sexismus-Vorwurf gegen Antonio Hodgers
Grüner Möchtegern-Bundesrat im Shitstorm

Vom gefeierten Star zum Buhmann: Der grüne Genfer Regierungsrat Antonio Hodgers kommt in seinem Kanton zunehmend unter Druck. Das schadet seinen politischen Ambitionen.
Publiziert: 13.11.2019 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2020 um 14:17 Uhr
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Regierungspräsident Antonio Hodgers (M.) gerät in Genf zunehmend unter Druck.
Foto: Keystone

So dribbelt man sich ins Abseits: Antonio Hodgers (43), Regierungschef des Kantons Genf, hat momentan keinen guten Lauf.

Zunächst zog der Grüne den Zorn der Genfer auf sich, weil er Bäume fällen wollte und dies in einer Radiosendung mit der Aussage verteidigte, dass «Bäume keine Lebewesen» seien.

Journalistin als «Maudet-Groupie»

Dann brachte er sich ohne Scheu als möglichen Bundesratskandidaten für die Grünen ins Spiel. Und das im Frauenwahljahr, welches die Grünen massgeblich mitgeprägt – und von dem sie überdurchschnittlich profitiert haben.

Nun sieht er sich in der Romandie mit einem Shitstorm konfrontiert, der sich gewaschen hat. In der Satire-Sendung «Les beaux parleurs» des Westschweizer Radios RTS verstieg sich Hodgers zu einer gewagten Äusserung. Er bezeichnete eine Journalistin der Zeitung «Le Temps» als Groupie des angeschlagenen FDP-Staatsrat Pierre Maudet (41): «Diese Journalistin ist in Pierre Maudet verliebt wie ein junges Mädchen in Justin Bieber», so Hodgers.

«Gescheitertes Götzenbild»

Das war noch nicht genug: «Wenn ihr Götzenbild, das im Bundesrat gescheitert ist, plötzlich von einem Konkurrenten in den Hintergrund gedrängt wird, was tut sie dann in ihrem Artikel?», so Hodgers weiter. «Sie verreisst diesen Konkurrenten.»

Anlass war ein Artikel in «Le Temps», in dem Hodgers selbst als «Surfer» bezeichnet wurde, Maudet hingegen als «Marathonläufer». Dieser Vergleich stammte jedoch nicht von der Journalistin, sondern war ein anonymes Zitat eines Genfer Politinsiders.

Kritik von allen Seiten

Linke Parteien und Gleichstellungsorganisationen gingen auf die Barrikaden: Die Journalistin werde als Minderjährige dargestellt mit dem Stereotyp, dass Frauen nur nach Emotionen handeln würden, hiess es etwa.

Selbst bürgerliche Politiker wie der Genfer CVP-Präsident Vincent Maitre finden den Spruch «völlig unangemessen und ungeschickt» und meinen, ein Regierungsrat dürfe sich so nicht äussern.

Forderung nach Parteiaustritt

Seit der Abu-Dhabi-Affäre sind sich Hodgers und Maudet spinnefeind. Gegen den FDP-Staatsrat läuft ein Verfahren wegen Vorteilsnahme. 2015 hatte er sich und seine Familie vom Königshaus der Vereinigten Arabaischen Emirate auf eine Luxus-Reise nach Abu Dhabi einladen lassen.

Einen Rücktritt aus der Regierung lehnt Maudet weiterhin ab. Nach dem desaströsen Wahlergebnis der FDP in Genf werden nun erneut Stimmen laut, dass er aus der Partei austreten solle. So bat Nationalrat Christian Lüscher (55) seinen Parteifreund im Westschweizer Fernsehen: «Pierre, wenn du die FDP liebst, dann verlasse bitte diese Partei.» (sf)

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