Justizministerin Simonetta Sommaruga sieht Signale für die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dies sagt sie gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Anzeichen dafür gibt es tatsächlich: So ist das Referendum gegen das neue Adoptionsrecht, welches die Stiefkindadoption für gleichgeschlechtliche Paaren in eingetragener Partnerschaft erlaubt, bereits im Sammelstadium gescheitert.
In Zürich wurde Ende November die Volksinitiative «Schutz der Ehe» mit 80 Prozent abgelehnt. Diese wollte die Definition der Ehe in der Kantonsverfassung auf «Mann und Frau» beschränken. Und eine Umfrage der Schwulenorganisation Pink Cross hat kürzlich ergeben, dass 69 Prozent der Befragten eine Öffnung der Ehe befürworten.
Gute Chancen im Parlament
Vor diesem Hintergrund hält es Sommaruga für möglich, dass das Parlament im Rahmen der aktuellen Gesetzesrevision die zivilrechtliche Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen könnte. «Das Parlament hat ein gutes Gespür dafür, was die Bevölkerung will», so Sommaruga. Sie plädiert für einen pragmatischen Ansatz, der sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung richtet: «Mit ideologischen Positionen hat man heute in der Gesellschaftspolitik keinen Erfolg mehr.»
Bundesrat will Vorbild sein
Das gelte auch für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier ortet die Justizministerin Nachholbedarf. Gerade für Frauen, die immer noch vor die Wahl entweder Karriere oder Beruf gestellt würden.
Dass es auch anders gehe, habe der Bundesrat bewiesen, so Sommaruga. Denn für die Angestellten der Bundesverwaltung gilt: Wer Vater oder Mutter wird, hat Anrecht, das Arbeitspensum um 20 Prozent zu reduzieren, ohne die Stelle wechseln zu müssen. «Das wäre vielleicht auch ein Modell für die Privatwirtschaft», sagt sie.
Null Verständnis für Sexismus
Klare Position bezieht Sommaruga auch in der Sexismus-Debatte der letzten Monate: «Sexismus ist mehr als ein dummer Spruch. Es ist eine Haltung, und ich habe null Verständnis, dass es so etwas noch gibt», so die Justizministerin. (sf)