Klingelterror um zwei Uhr morgens: In der Nacht auf den 19. November soll CVP-Nationalrat Yannick Buttet (40) vor dem Haus seiner Geliebten in Siders VS einen Polizeieinsatz ausgelöst haben. Laut «Le Temps» hat der Politiker gut 20 Mal geklingelt – die Geliebte wählte aus Angst um sich und ihre Kinder den Notruf.
Als die Polizei eintraf, habe Buttet versucht, sich im Garten zu verstecken – ohne Erfolg. Mehrere übereinstimmende Quellen berichten «Le Temps», dass die Geliebte nun auch Anzeige gegen den 40-Jährigen eingereicht hat.
«Übergriffe inakzeptabel»
Weiter schreibt die Partei mit dem C (steht für christlich): «Für die CVP sind jegliche Übergriffe gegen die Integrität anderer Menschen inakzeptabel.»
Auch mehreren Co-Politikerinnen und Journalisten gegenüber habe sich Buttet unangemessen verhalten. Sie sprechen von einem «unkontrollierbaren sexuellen Drang».
Unter Alkoholeinfluss soll es besonders schlimm sein. «Dann benimmt er sich schlecht und benutzt unangebrachte Gesten», sagt eine Parlamentarierin. Eine andere beschreibt ihn als aggressiv: «Er kennt dann keine Grenzen», sagt sie.
«Ich bin in einer ernsten Ehekrise»
Gegenüber «Le Temps» rechtfertigt sich der Nationalrat. «Ich bin in einer ernsten Ehekrise, die mein Urteilsvermögen und mein Verhalten beeinflusst», schreibt er in einer E-Mail an die Zeitung. Die Krise sei besonders mit einer Frau verbunden.
Bei der Klingelaktion letzten Samstag sei er aber nicht betrunken gewesen. «Ich weiss, dass ich mich unter Alkoholeinfluss manchmal unangemessen verhalte – das hat aber nichts mit diesem Ereignis zu tun», wird Buttet zitiert. Er entschuldige sich ausserdem bei allen, die er unfreiwillig verletzt habe, bei seiner Frau Laetitia, seinen beiden Kindern und allen, die ihn unterstützen.
Rücktritt als Nationalrat nur bei Verurteilung
Der Zeitung «Le Matin» sagte Buttet heute Morgen, dass er sich von seiner Geliebten getrennt habe. «Ich beabsichtige nicht, als Nationalrat zurückzutreten. Ich werde es tun, wenn ich verurteilt werde.»
Politisch setzt sich Buttet vor allem für Familienpolitik ein und kämpft gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Auf seiner Webseite beschreibt er sein Credo: «Jeder muss das Beste aus seinen Eigenschaften machen, die er erhalten und kultiviert hat.»
Als «zutiefst schockiert», zeigte sich am Donnerstag der Präsident der CVP des französischsprachigen Wallis, Serge Métrailler. «Das im Artikel beschriebene Verhalten passt nicht zum Eindruck, den ich von Yannick Buttet habe und ich kenne ihn seit langem», sagte Métrailler der Nachrichtenagentur SDA.
Verhalten wäre unentschuldbar
Er habe nie ein solches Verhalten von Buttet wahrgenommen, hielt der Präsident der CVP des französischsprachigen Wallis weiter fest. Sollte das im Artikel der Zeitung «Le Temps» beschriebene unangemessene Verhalten gegenüber Frauen zutreffen, so sei dies «unentschuldbar», sagte Métrailler. Dabei spiele die politische Zugehörigkeit keine Rolle.
Nicht der erste CVP-Sexskandal im Wallis
Buttet ist nicht der erste Walliser Politiker, der wegen seinem Sexualleben in die Schlagzeilen gerät. Letztes Jahr machte der «SonntagsBlick» die Affäre um Christophe Darbellay publik: Auch er ein Nationalrat. Auch er ein CVP-Politiker. Und eben: auch er ein Walliser aus dem französischsprachigen Kantonsteil.
Darbellys zeugte mit seiner Affäre sein viertes Kind. Im Gegensatz zu Buttet war das Verhältnis dort aber einvernehmlich. Die Affäre schadete seiner Politkkarriere nicht. 2017 wurde Darbellay in den Walliser Staatsrat gewählt. (hah)