Benjamin Spühler (60) ist auf Tauchstation. Per Medienmitteilung gibt das überparteiliche Initiativkomitee «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» in der Nacht auf gestern seinen Rücktritt bekannt. Es geht um Kindsmissbrauch!
Noch am Donnerstag behauptete der Basler IV-Bezüger, er sei nie für Sex mit Kindern verurteilt worden (BLICK berichtete). Gestern lässt sich der Vater von vier Kindern (2, 4, 7 und 9) zunächst verleugnen. Er sei unterwegs, lässt er über seine Frau ausrichten. Dann öffnet Spühler plötzlich doch selber die Tür.
Er missbrauchte sein Opfer über Jahre hinweg
«Die Angelegenheit liegt 17 Jahre zurück. Ich dachte, das sei vorbei, und setze mich seither umso mehr für das Gute ein», sagt Benjamin Spühler zu BLICK. «Ich bin ohne zu zögern von meinen Ämtern zurückgetreten, weil ich zur Belastung wurde.» Wegen der «Angelegenheit» sass Spühler im Knast. 1996 verurteilte ihn das Strafgericht Liestal zu 3½ Jahren Freiheitsstrafe. Weil er die Cousine seiner Freundin immer wieder sexuell missbrauchte und zum Geschlechtsverkehr gezwungen hatte. Er machte sich jeweils im Auto über das Mädchen her.
Beim ersten Mal war sein Opfer erst zwölf. Er fuhr sie mit dem Auto heim, hielt unterwegs auf einem Parkplatz an, schloss das Auto ab.
Bis zum 15. Altersjahr des Mädchens kam es zu Missbräuchen. Immer steckte er seinem Opfer danach 20 oder 50 Franken zu. Ausserdem veranstaltete er ein «Wett-Onanieren» mit zwei weiteren Männern vor dem nackten Mädchen.
Bis vor Bundesgericht
Spühler zog das Urteil weiter. Ohne Erfolg. Das Bundesgericht bestätigte das Liestaler Urteil 1998.
Bis heute ist Benjamin Spühler uneinsichtig. «Ich fühle mich unschuldig. Ich wurde aufgrund von Indizien, nicht aufgrund von Beweisen verurteilt», sagt er.
Was wird aus der Sex-Box-Initiative?
Am Dienstag, zwei Tage vor dem Rücktritt, trat Spühler noch im Bundeshaus-Medienzentrum in Bern auf. Er lancierte die Sex-Box-Initiative mit, welche Sexualkunde in der Schule bis zum neunten Altersjahr verhindern will. «Immer häufiger werden unsere Kinder (...) mit Sexualkundeunterricht belästigt», heisst es in den Unterlagen.
Jetzt müssen die Initianten die Unterschriftenbögen einstampfen. «Das ist natürlich ein denkbar schlechter Start für ein Initiativkomitee», sagt Sebastian Frehner (38), Basler SVP-Nationalrat und Co-Präsident des Komitees. «Wir müssen jetzt die Unterschriftenbögen neu drucken, ohne Spühlers Namen drauf.»
Auch Ständerat Peter Föhn (59, SVP/SZ) ist im Komitee. «Was passiert ist, ist himmeltraurig», sagt er. «Die Verurteilung liegt ein halbes Leben zurück», sagt Nationalrätin Andrea Geissbühler (35, SVP/BE). «Aber er hätte selber clever genug sein müssen, um zu merken, dass das heikel ist.» Komiteekollege Pius Segmüller (60, CVP/LU) hält den Rücktritt für richtig: «Ich kenne ihn nicht persönlich und kann über seine Situation nicht urteilen. Es könnte ja sein, dass er etwas wiedergutmachen wollte.»