Sex-Selfie-Affäre gefährdet Wiederwahl des Badener Stadtpräsidenten
Gibt es einen Foto-Finish für Geri Müller?

In Baden AG kommt es diesen Sonntag zur Schicksalswahl. Schafft der grünalternative Stadtammann Geri Müller die Wiederwahl, oder hat ihm die Bevölkerung doch noch nicht verziehen?
Publiziert: 22.09.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:13 Uhr
Kostet die Affäre Geri Müller den Sitz des Stadtammanns? Es wird auf jeden Fall knapp.
Foto: Siggi Bucher
Florian Wicki & Cinzia Venafro

Wie lange ist Geri Müller noch Stadtoberhaupt von Baden AG? Dies entscheidet die Stadt am kommenden Sonntag. Damit wird sich endlich weisen: Haben die Wähler dem grünalternativen Politiker verziehen, dass er mit einer peinlichen Aktion mit pornografischem Material die Aufmerksamkeit der ganzen Schweiz auf sich zog? 

«Die Geschichte» nennen es die Badener drei Jahre danach noch. Oder «die Sache». Und jeder weiss, was gemeint ist. Zur Erinnerung: Müller verschickte Fotos seiner Geschlechtsteile aus seinem Büro heraus an eine Frau. Die Nacktselfie-Affäre war geboren. Seine Kollegen distanzierten sich von ihm. Doch Geri Müller trat trotz des riesigen öffentlichen Druckes nicht zurück, sondern begab sich nach dreiwöchiger Auszeit wieder in sein Büro.

Es wird ein knappes Rennen geben

Jetzt will der ehemalige Präsident der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrates eine zweite Legislatur anhängen. Die Badener können an der Urne erneut Farbe für Geri Müller bekennen – oder gegen ihn. 

Es könnte knapp werden: Dank bürgerlichem Schulterschluss hat auch der CVP-Stadtrat Markus Schneider gute Chancen. Und dann wären da noch die beiden Parteilosen Erich Obrist (übrigens Coucousin von alt FDP-Ständerätin Christine Egerszegi-Obrist) und Sandra Kohler. Ersterer ist auf Mittekurs, aber ehemaliger SP-Einwohnerrat und kann darum ebenfalls auf Stimmen von links zählen, was Müller sicher nicht zugute kommt.

Kostet die Affäre Müller den Sieg?

Der grüne Nationalrat Jonas Fricker (40) sagt, es brauche sicher einen zweiten Wahlgang. «Ich erwarte ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Geri Müller und Markus Schneider.» Für ihn ist aber klar, egal wie die Wahl ausgeht: «Danach ist die leidige Selfie-Geschichte definitiv abgeschlossen.» Auch FDP-Nationalrat Thierry Burkart (42) glaubt, dass die Nacktselfie-Affäre einen Einfluss hat: «Auch wenn die Geschichte im Wahlkampf bisher kein grosses Thema war, gibt es viele, für die er als Stadtammann jetzt undenkbar scheint.»

Martin Groves, Einwohnerrat und SP-Fraktionspräsident, sieht es ebenso: Viele Wähler verbänden das Amt des Stadtammanns mit Würde und Ehre. «Wie viele jetzt die Geschichte als Privatsache oder Beschmutzung des Amtes empfinden, weiss man nicht.» Für Groves steht Müllers Leistungsausweis aber im Vordergrund: «Geri Müller hat eine sehr gute Gratwanderung zwischen Sparprogramm und Wahrung der Standortqualitäten geschafft.» Daher ist für ihn das Affärenargument nicht relevant.

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