Das Gastgewerbe fühlt sich vom Bundesrat übergangen. Mit keinem Wort werden die Beizen im Lockerungsplan genannt, den die Regierung am Donnerstag vorgestellt hat. Man sei sehr enttäuscht, liess der Verband Gastrosuisse am selben Abend verlauten.
Laut Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (59) kann über eine Wiedereröffnung diskutiert werden, wenn Vorschläge für ein Schutzkonzept auf dem Tisch liegen. Casimir Platzer (58), oberster Wirt im Land, war verwundert, als er das hörte. Denn: Genau ein solches hat der Verband bereits ausgearbeitet und dem Bundesrat noch vor Ostern vorgelegt.
Essen wird mit zwei Meter Abstand serviert
Einer der zentralen Vorschläge der Branche ist, die Anzahl Gäste pro Quadratmeter zu limitieren. Dies sei viel sinnvoller als eine Höchstgrenze von beispielsweise 50 Personen, wie sie der Bundesrat vor einigen Wochen bereits für kurze Zeit festgelegt hatte, findet Platzer. «Das hat überhaupt nicht funktioniert», räumte am Freitag auch Daniel Koch (65), Corona-Delegierter des Bundesamts für Gesundheit, ein.
Das Konzept der Wirte sieht ausserdem einen Mindestabstand zwischen den Tischen vor. Als Raumtrenner könnten zum Beispiel Pflanzen aufgestellt werden. Für Köche soll eine Schutzmaskenpflicht gelten. «Im Service sollen nur dann Masken getragen werden, wenn die Distanzregeln nicht eingehalten werden können», schlägt Platzer vor. Alternativ könne man auch an der Theke oder einem Beistelltisch Teller und Getränke servieren. Hauptsache, das Personal kommt den Gästen nicht näher als zwei Meter.
Als eine weitere Massnahme bringen die Beizer ein Buffet-Verbot ins Spiel. ausserdem sollen Gäste die Jacken nicht an der Garderobe abgeben können. «Wenn nötig, sind wir auch bereit, die Kontaktdaten aller Gäste aufzunehmen, damit die Rückverfolgbarkeit gesichert ist», sagt Platzer. Er ist überzeugt, dass die Sicherheit von Personal und Gästen so gewährleistet werden könne.
Wirten geht es ums Prinzip
Doch will unter diesen Umständen überhaupt jemand auswärts essen? Schliesslich unterscheidet sich das Dinieren im Restaurant auf diese Weise nicht mehr gross vom Essen per Lieferdienst. Und manch einem Gast dürfte bei all diesen Sicherheitsmassnahmen ein mulmiges Gefühl bleiben, das auf den Magen schlägt. Ernst Bachmann (73), Präsident von Gastro Zürich, ist seit über 50 Jahren Wirt. Er räumt ein: «Es ist sicher kein Ambiente, das sich die Leute wünschen, wenn sie ins Restaurant kommen.» Aber so könne man zumindest etwas Umsatz machen. «Und es gäbe Beschäftigung. Das würde allen dienen», glaubt Bachmann.
Zudem gehts den Wirten auch ums Prinzip. Wenn Hygiene- und Distanzregeln eingehalten werden können, spreche nichts dagegen, auch Restaurants wieder zu öffnen, argumentiert Platzer.
«Vielleicht hätte ich es per Fax schicken müssen»
Bislang haben die Beizer vom Bund keine Rückmeldung auf ihre Vorschläge erhalten. Platzer ist sauer. «Vielleicht hätten wir das Konzept per Fax schicken müssen», sagt er mit einem Seitenhieb an die Bundesverwaltung.
Bereits Mitte März habe sich das Sekretariat von Bundesrat Alain Berset (48) bei ihm gemeldet, um einen Termin für ein Gespräch zu vereinbaren. Er habe sofort geantwortet, sagt Platzer. Doch seither herrsche Funkstille.
Der Bund hat gestern auf die harsche Kritik der Beizer reagiert. Corona-Delegierter Koch versprach, dass man die Anliegen der Gastrobranche «mit Sicherheit noch einmal ganz genau prüfen» werde. «Wir werden schauen, was möglich ist», versicherte Koch. Wirt Bachmann drückt die Daumen. «Ich hoffe, dass man doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung kommt.»
Die Gastrobranche habe bereits ein Corona-Schutzkonzept vorgelegt, doch der Bund habe nicht darauf reagiert, sagt Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer zu BLICK. Dabei hatte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Donnerstag gesagt, dass ein überzeugendes Konzept dafür sorgen könnte, dass der Bund die späte Öffnung der Beizen nochmals überdenke. Die Verwirrung war gross.
Am Freitag wurde die Lage nicht übersichtlicher. Denn Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft stellte klar: «Der Bund genehmigt keine Schutzkonzepte.» Was gilt jetzt?
Folgendes: Der Bund wird etwa fünf Grobkonzepte erarbeiten – nicht für Branchen, aber für «Bereiche». Dann ist es an den einzelnen Branchen, diese gemäss ihrer konkreten Situation zu verfeinern. Das wiederum müssten die einzelnen Betriebe umsetzen. Ob es ausreichend geschieht und wirklich Kunden und Angestellte schützt, müssen wiederum die Kantone kontrollieren. Diese sollen eine Behörde angeben, die diese Prüfungen durchführt.
Die Gastrobranche habe bereits ein Corona-Schutzkonzept vorgelegt, doch der Bund habe nicht darauf reagiert, sagt Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer zu BLICK. Dabei hatte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Donnerstag gesagt, dass ein überzeugendes Konzept dafür sorgen könnte, dass der Bund die späte Öffnung der Beizen nochmals überdenke. Die Verwirrung war gross.
Am Freitag wurde die Lage nicht übersichtlicher. Denn Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft stellte klar: «Der Bund genehmigt keine Schutzkonzepte.» Was gilt jetzt?
Folgendes: Der Bund wird etwa fünf Grobkonzepte erarbeiten – nicht für Branchen, aber für «Bereiche». Dann ist es an den einzelnen Branchen, diese gemäss ihrer konkreten Situation zu verfeinern. Das wiederum müssten die einzelnen Betriebe umsetzen. Ob es ausreichend geschieht und wirklich Kunden und Angestellte schützt, müssen wiederum die Kantone kontrollieren. Diese sollen eine Behörde angeben, die diese Prüfungen durchführt.