Lange vor dem Eintreffen der Landesregierung ist der ovale Pfalzkeller unter dem St. Galler Regierungsgebäude schon mit Menschen gefüllt. Ein Bläserquartett spielt «The Entertainer», vom Eingang her dringt das Geläut der nahen Kirche St. Laurenzen herein. Das Gedränge wird immer dichter.
Fanfare und Applaus: Der Bundesrat erscheint, angeführt von Bundespräsident Alain Berset. Auch Bundesratssprecher André Simonazzi ist dabei. Stadtpräsident Thomas Scheitlin begrüsst die Gäste. «Wir fühlen uns geehrt und freuen uns mächtig.» Auch Regierungspräsident Fredy Fässler heisst den hohen Besuch willkommen.
Jetzt steht Alain Berset am Rednerpult, zwischen Lorbeerbäumchen, einer Schweizer und einer St. Galler Fahne. «Was für ein Vergnügen, hier in St. Gallen zu sein!» Der Bundespräsident berichtet von einer guten, inspirierenden Sitzung. Er macht Scherze, während im Hintergrund Bundesrat Schneider-Ammann mit Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter tuschelt.
Der Bundespräsident kennt das Gejammer der Ostschweizer, die sich von Bundesbern marginalisiert fühlen, und er dreht den Spiess um: Es sei schön, hier zu sei, «in der Mitte der Schweiz». Alles sei eine Frage der Perspektive. Von St. Gallen aus seien die Grenzen der Schweiz in Blickweite. Es sei nützlich, darüber hinaus zu schauen.
«Hey, cool, lueg emol!»
Die Bundesrätinnen und Bundesräte geniessen das Bad in der Menge. Hunderte von Personen drängen sich in der mit Säulen verstrebten Calatrava-Architektur. Kameras und Handys werden in die Höhe gehalten, rundherum Hände geschüttelt. Eine junge Frau strahlt: «Hey, cool, lueg emol», ein Selfie mit Doris Leuthard.
Die Verkehrs- und Energieministerin trägt ein blaues Kleid und lacht bis über beide Ohren. Regierungskollege Ignazio Cassis spricht mit einem älteren Ehepaar. «Woher kommen Sie? Aus der Stadt?» Auch Guy Parmelin und Ueli Maurer scheinen den Kontakt zur Bevölkerung zu geniessen. Selfies hier, Selfies dort.
Berset verzichtete auf Senf
Nasskaltes Wetter hatte die Landesregierung am Morgen in St. Gallen erwartet. Der Bundesrat hielt seine ordentliche Sitzung in der Gallusstadt ab statt wie üblich im Bundeshaus. Es war die 13. Bundesratssitzung «extra muros». Der Bundesrat will damit seine Verbundenheit mit allen Regionen der Schweiz ausdrücken.
Er kenne St. Gallen von früheren Besuchen, sagte Bundespräsident Berset beim Eintreffen. Zuletzt sei er im Jahr 2012 anlässlich des Jubiläums 1400 Gallus hier gewesen. Er esse auch gerne eine St. Galler Bratwurst - «natürlich ohne Senf, das weiss ich.» (SDA)