Eigentlich war vor eineinhalb Jahren klar: In Muttenz BL wird kein Windrad gebaut – der Entscheid der Gemeindeversammlung war mit 118 zu 96 Stimmen deutlich ausgefallen. Eigentlich. Doch am Dienstagabend sagten die Muttenzerinnen und Muttenzer mit einer Zweidrittelmehrheit nun Ja zum Windrad.
Einen freut das Umdenken ganz besonders: Gymnasiast Umut Gökbas (19). Dass erneut über das Windrad abgestimmt wurde, ist zu einem grossen Teil sein Verdienst.
Schülerinnen und Schüler starteten Petition
Als sich die Muttenzer Gemeindeversammlung im Juni 2021 gegen den Bau einer Windkraftanlage aussprach, war Gökbas mit seiner Schulklasse anwesend. Die Schülerinnen und Schüler konnten den negativen Entscheid kaum fassen – und wollten ihn auch nicht akzeptieren.
Gökbas, Präsident der Jungen GLP Basel und Präsident der Schülerinnenorganisation am Gymnasium Muttenz, startete eine Petition. «Schliesslich vertrete ich rund 900 Schülerinnen und Schüler», so der Gymnasiast zu Blick. Drei Monate nach der Gemeindeversammlung lancierte er gemeinsam mit den Klassensprecherinnen und Klassensprechern die Unterschriftensammlung. Ziel: Die Gemeinde sollte nochmals über das Windrad abstimmen.
Parteien unterstützten Petition
Mit Erfolg, denn 188 Unterschriften von Schülerinnen und Schülern kamen zusammen. Auch Grüne, SP, Grünliberale und EVP der Gemeinde unterstützten das Anliegen. Und so kam es, dass das Geschäft erneut an die Gemeindeversammlung gelangte. Auch Gökbas konnte seine Stimme abgeben – bei der letzten Abstimmung war er noch nicht stimmberechtigt.
Weshalb fiel das Ergebnis eineinhalb Jahre später anders aus, und zwar deutlich? Gökbas vermutet, dass das Thema erneuerbare Energien vor dem Hintergrund der Energiemangellage im wahrsten Sinn des Wortes Aufwind erhalten hat.
Referendum angekündigt
Vorbei ist der Kampf ums Windrad allerdings nicht: Die Gegner der Anlage haben an der Gemeindeversammlung am Dienstag bereits das Referendum angekündigt. Ihr Hauptargument: Es gebe in Muttenz gar nicht genug Wind für eine effiziente Anlage. Ausserdem würde sie zu wenig Menschen mit Strom versorgen.
Gökbas lässt sich davon nicht beirren. Rund 800 Muttenzer Haushalte, also etwa zehn Prozent, könnten dank der Windkraftanlage mit Strom versorgt werden. «Das lohnt sich», sagt er.