Wie sinnvoll ist es, wenn ein homosexueller Botschafter die Schweiz in einem homofeindlichen und rückständigen Land vertritt? Diese Frage stellt sich, nachdem bekannt wurde, dass der Schweizer Botschafter in Nigeria, Eric Mayoraz, offenbar einen Partner hat, einen Mann, den nigerianische Medien «Mr. Carlos» nennen.
Nun zeigt sich: Der Botschafter selbst ist offenbar verantwortlich dafür, dass diese Liaison überhaupt bekannt wurde. Die Gerüchteküche begann zu brodeln, als die Schweizer Botschaft versuchte, «Mr. Carlos» als Mitglied der Vereinigung der Ehegatten und Ehegattinnen der Missions-Chefs (ASOHOM) einzuführen. Dies berichten heute mehrere nigerianische Newsportals übereinstimmend, etwa «pulse.ng», das auch zu Ringier gehört.
Der Versuch führte offenbar zu Kontroversen. Botschafter Mayoraz zog daraus Konsequenzen und soll den Verein im Dezember 2015 verlassen haben. Entsprechende Anfragen bei Aussendepartement EDA blieben bislang unbeantwortet.
Gibts eine Untersuchung?
Weiterhin unklar ist auch, ob dem EDA die angebliche Homosexualität von Mayoraz bekannt war. EDA-Sprecher Pierre-Alain Eltschinger sagte bislang einzig, die Einsatzgebiete würden individuell und mit der betroffenen Person geprüft. «Das EDA trägt bei Einsatzentscheiden sowohl der relevanten internationalen Gesetzgebung als auch lokalen Gesetzen Rechnung.»
Es liege bislang keine offizielle Mitteilung der nigerianischen Behörden vor, die die Eröffnung einer Untersuchung bestätigen, so das EDA weiter.mayora
Laut der Lokalzeitung «Daily Trust» hat die Regierung eine Untersuchung gegen Mayoraz eingeleitet. «Wir wurden offenbar getäuscht», sagte ein Sprecher des nigerianischen Aussenministeriums. «Wir hätten einer solchen Person niemals erlaubt, unser Land zu betreten.
Nummer 2 hinter Carla del Ponte
Mayoraz legte eine diplomatische Bilderbuchkarriere hin. Vor seinem Wechsel nach Nigeria auf Anfang 2015 war er Botschafter in Madagaskar. Früher war er auf der Schweizer Botschaft in Buenos Aires die Nummer zwei hinter Carla del Ponte, der früheren Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und für den Völkermord in Ruanda.
Del Ponte sagte in einem Interview einst über Mayoraz. «Von ihm habe ich gelernt, wie man sich benimmt, was man sagen darf und was nicht.» (nmz)