Schweizer Wein sollte Pflicht werden in Beizen
Bundesrat lässt Weinbauern abblitzen

Schweizer Beizen sollen dazu verpflichtet werden, die Hälfte ihrer Weine aus Schweizer Produktion anzubieten – mindestens. Der Bundesrat will davon nichts wissen.
Publiziert: 08.11.2019 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2019 um 16:19 Uhr
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Schweizer Produzenten klagen, dass sie immer wieder Mühe haben, die einheimische Produktion abzusetzen.
Foto: Getty Images
Daniel Ballmer

Zumindest bei Parteikollege Guy Parmelin (59) dürfte der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor (55) auf offene Ohren gestossen sein – immerhin hat der Wirtschaftsminister jahrelang als Weinbauer seinen Lebensunterhalt verdient. Addor möchte den Schweizer Wein stärker fördern. Seine Forderung: Die Gaststätten in der Schweiz sollen dazu verpflichtet werden, in ihrem Weinangebot mindestens 50 Prozent Schweizer Tropfen zu führen.

«Zu viele ausländische Weine»

«Viel zu oft werden in den öffentlichen Gaststätten unseres Landes ausländische Weine angeboten», findet der Walliser. Dabei hätten die Schweizer Weinproduzenten immer wieder grosse Mühe, die einheimische Produktion abzusetzen. Das will Addor mit einem parlamentarischen Vorstoss ändern: Künftig soll nur noch ein Wirtepatent erhalten, wer dafür sorgt, dass ein «ausreichendes Angebot» an Schweizer Weinen auf der Getränkekarte steht. Die angestrebten 50 Prozent sind für den SVP-Nationalrat «im Interesse unseres Landes ein Minimalziel». Immerhin handle es sich um eine wichtige Branche für die Schweizer Wirtschaft.

Beim Gesamtbundesrat stösst der Walliser Parlamentarier aber auf taube Ohren. Der Rat sieht weder eine ausreichende Verfassungsgrundlage noch ein übergeordnetes öffentliches Interesse. Deshalb will er hier keinesfalls in die garantierte Wirtschaftsfreiheit eingreifen.

Erheblicher Bürokratieaufwand

Was die Landesregierung ebenfalls zu bedenken gibt: Wenn die Wahl von Weinen Voraussetzung für ein Wirtepatent wäre, hätte die Kontrolle einen erheblichen bürokratischen Aufwand und hohe Kosten zur Folge. Ausserdem unterstütze der Bund die Verkaufsförderung von Schweizer Weinen heute schon. Alleine fürs 2019 setzt er dafür 3,2 Millionen Franken ein.

Doch auch der Bundesrat hat die Probleme des Schweizer Weinmarkts erkannt. Das stellt er in seiner Antwort auf einen Vorstoss des Genfer FDP-Nationalrats Hugues Hiltpold (50) klar. Deshalb hat das Bundesamt für Landwirtschaft bereits in Aussicht gestellt, die Absatzförderung für Landwirtschaftsprodukte noch stärker zu unterstützen. Zusätzliche Gelder könnten etwa dazu verwendet werden, Schweizer Weine bei den Grossverteilern besser zu bewerben.

Grund zur grossen Sorge scheint es daher kaum zu geben. Zudem konsumieren gemäss der aktuellen Umfrage «Herkunft Schweizer Landwirtschaftsprodukte» des Marktforschungsunternehmens Demoscope 48 Prozent der Befragten im Restaurant Schweizer Wein. SVP-Nationalrat Addor kann schon mal die Korken knallen lassen.

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