Schweizer sind die Dummen
Bundesrat soll die Roaming-Abzocke stoppen

Der Bund soll dafür sorgen, dass die Roaming-Gebühren sinken, fordert die CVP-Frau Elisabeth Schneider-Schneiter. Ausgerechnet der Konsumentenschutz kritisiert das Vorpreschen.
Publiziert: 16.06.2016 um 20:39 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:07 Uhr
Eine junge Frau telefoniert aus den Ferien. Das kann teuer werden.
Foto: EyesWideOpen
Sermîn Faki

Sommerzeit ist Roaming-Zeit. Wenn Schweizerinnen und Schweizer in den kommenden Wochen dem Regen hierzulande in die Ferien entfliehen, gibt es wieder ein Ärgernis: die hohen Kosten für Telefonieren, SMS und Surfen im Internet. 

Denn anders als Deutsche, Franzosen und Italiener müssen Schweizer dafür immer noch tief in die Tasche greifen, wenn sie ins europäische Ausland fahren. Die EU hat verschiedene Massnahmen ergriffen zur Senkung der Roaming-Tarife ergriffen. Ab Juni 2017 wird das Roaming innerhalb des EU-Raums ganz abgeschafft.

Drei Viertel der Kunden müssen mehr zahlen

In der Schweiz kann man davon nur träumen. Gemäss Oliver Zadori vom Mobile-Vergleichsdienst Dschungelkompass sind immer noch etwa drei Viertel aller Handy-Kunden von Roaming betroffen. Zwar gebe es günstige Angebote, diese seien aber nur mit einigem Aufwand zu finden. 

Daher kommt nun erneut eine Forderung aus dem Parlament, das Roaming-Problem zu lösen. Die Baselbieter CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter fordert in einer Motion, dass der Bundesrat per Gesetz die Roaming-Preise senken soll. «Ohne Intervention werden die Roaming-Gebühren weiterhin hoch bleiben», fürchtet sie. «Die Schweiz darf keine Preisinsel bleiben.»

Preisüberwacher fordert frei wählbare Roaming-Abos

Das meint auch Preisüberwacher Stefan Meierhans. Ein Verbot von Roaming mit Preisobergrenzen wie in der EU will er aber nicht. Er spricht sich stattdessen für mehr Wettbewerb aus. Am zielführendsten fände er es, wenn Kunden Roaming-Angebote zu ihrem Abo dazukaufen könnten, und zwar auch bei anderen Anbietern und ohne die eigene Nummer wechseln zu müssen. «Kunden könnten so einen günstigen Spezialanbieter aussuchen, was die Telekommunikationsunternehmen unter Druck setzen würde», ist er überzeugt.

Konsumentenschutz: Falscher Weg

Kritik kommt hingegen von der Stiftung Konsumentenschutz. «Roaming ist ein Problem, das dringend angegangen werden muss», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder. Dass Schneider-Schneiter den richtigen Weg dafür gewählt hat, stellt sie aber in Frage. «Denn der Bundesrat arbeitet derzeit an der Reform des Fernmeldegesetzes. Roaming muss unbedingt in diesem Rahmen angegangen werden.»

Allerdings: Als der Bundesrat seine Roaming-Vorschläge Ende letzten Jahres präsentierte, war der Aufschrei in der Branche gross. Auch bei den grossen Parteien fielen die Vorschläge durch. Schneider-Schneiter glaubt daher nicht, dass die Landesregierung bei der Teilrevision des Fernmeldegesetzes vorwärts machen wird. «Es kann aber nicht sein, dass die Unternehmen einfach eigenmächtig bestimmen können», sagt sie. Daher brauche es jetzt Druck, damit die Anbieter sich bewegen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?