Bundesrat und Fussballer sollen sich von Doppeladler distanzieren
Schweizer Serben wollen auch mitjubeln

Während das Land darüber diskutiert, ob Shaqiri und Xhaka richtige oder doch nur halbe Schweizer sind, fühlen sich die Serben hierzulande ausgegrenzt. In einem offenen Brief fordern sie nun, dass sich die Fussball-Stars entschuldigen.
Publiziert: 27.06.2018 um 09:44 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:58 Uhr
Xhaka feiert Nati-Ausgleich mit Doppel-Adler
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Hammer ins Serben-Netz:Xhaka feiert Nati-Ausgleich mit Doppel-Adler
Sermîn Faki

Ein Seufzer der Erleichterung ging am Montagabend durch die Schweiz: Die Nati muss heute im Spiel gegen Costa Rica und in einem allfälligen Achtelfinal weder auf Captain Stefan Lichtsteiner (34) noch auf die Leistungsträger Xherdan Shaqiri (26) und Granit Xhaka (25) verzichten. Deren Doppeladler-Geste im Spiel gegen Serbien wurde nur mit einer Geldstrafe geahndet (BLICK berichtete).

Dieser Erleichterung schliessen sich auch die in der Schweiz lebenden Serben an. Aber die Geldstrafe reicht ihnen nicht. In einem offenen Brief, der BLICK vorliegt, fordern Secondos mit serbischen Wurzeln, dass die drei Nati-Spieler sich entschuldigen.

Die Schweiz ist «auch unsere Heimat», steht im offenen Brief.

Nationalmannschaft für Provokationen missbraucht

Denn die Serben fühlen sich ausgegrenzt. «Gerade auch die Vielfalt der Kulturen unseres Landes ist es doch, was uns alle stolz machen sollte», schreiben sie. «Daher kann es nicht sein, dass die Nationalmannschaft als Plattform missbraucht wird, um wiederholt nationalistische Symbole und Botschaften auszusenden.»

Der Schweizer Fussballverband müsse das ungebührende Auftreten «klar verurteilen», Shaqiri, Xhaka und auch Lichtsteiner sollten sich für ihre Aktionen im Trikot der Schweizer Nati entschuldigen. Auch Sportminister Guy Parmelin und Aussenminister Ignazio Cassis sollen von ihren verständnisvollen Aussagen abrücken.

Schweizer Serben distanzieren sich von Fans und Trainer

Gleichzeitig distanziert sich die Gruppe, die vor allem aus Studenten und Schülern besteht, von jeglichen Gewaltaktionen auch auf serbischer Seite: «Das beleidigende Benehmen der serbischen Fans im Stadion wie auch die völlig deplatzierten Aussagen des serbischen Trainers nach dem Spiel verurteilen wir zutiefst. So etwas hat im Sport nichts verloren.»

Doch auch mit den Albanern im Schweizer Team gehen die Schweiz-Serben hart ins Gericht. Der Doppeladler sei kein «harmloses Bekenntnis zu der Herkunft der Eltern». Die Geste könne vielmehr auch als Bekenntnis zu «Grossalbanien» gewertet werden. Die Geste sei Ausdruck «einer ultra-nationalistischen Ideologie, welche in letzter Zeit in Südosteuropa wieder starken Aufwind erfährt und nicht nur unter Serben, sondern auch unter Montenegrinern, slawischen Mazedoniern und Griechen für erhebliche Verunsicherung sorgt», so die Verfasser des Briefs.

Multinational: «Die Vielfalt der Kulturen unseres Landes sollte uns stolz machen», betonen die Secondos.
Foto: Siggi Bucher

Unter Balkan-Kennern gibt es verschiedene Meinungen zum Doppeladler. Dieser ist das Wappentier der albanischen Flagge und stehe damit nicht für ein politisches Programm, sagen die einen. Shaqiri und Xhaka seien aber nicht Bürger Albaniens, sondern des Kosovos, sagen die anderen. Zum Symbol Grossalbaniens wird der Doppeladler durch die Propagandisten auf beiden Seiten – der serbischen wie der albanischen.

«Bürger zweiter Klasse»

Besonders enttäuscht sind die Serben, dass viele Schweizer die Fussballer in Schutz nahmen. Damit werde «unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass Schweizern mit serbischer Herkunft weniger Verständnis entgegengebracht wird als anderen, dass ihr Befinden und ihre Gefühle weniger zählen, dass sie letzendlich Bürger zweiter Klasse sind».

Doch die Schweiz sei auch ihre Heimat. «Wir fiebern bei den Spielen der Schweizer Nationalmannschaft mit und freuen uns über jeden Treffer, egal welche Herkunft der Schütze hat.» In diesem Sinn hoffen sie, dass die Nati noch lang im Turnier bleibt und dabei ein Auftreten an den Tag legt, «welches uns als Eidgenossenschaft zusammenbringt und nicht durch fremde, nationalistische Symbole spaltet und Ausgrenzung schürt».

WM 2018 in Russland

Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.

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  • Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.

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