20 Millionen Franken gibt der Bund jedes Jahr aus, um Schweizer Milch zu kaufen und als Nahrungsmittelhilfe nach Afrika, Asien und Lateinamerika zu schicken. 2014 belief sich die Lieferung auf rund 2800 Tonnen Milchpulver und 16 Tonnen Käse.
Von dieser Spende profitiert nicht nur die Bevölkerung in Krisenregionen. Auch für die hiesige Landwirtschaft ist die Milch-Hilfe ein gutes Geschäft. Schliesslich kann sie einen Teil ihres Milch-Überschusses zu guten Preisen an den Staat verkaufen.
Doch das Geld könnte besser investiert werden. Zu diesem Schluss kommt eine kürzlich publizierte Studie, die im Auftrag des Bundes erstellt wurde. Gemäss den Experten der Berner Fachhochschule gibt es geeignetere Produkte als Milchpulver, um Mangelernährung zu bekämpfen. Zudem sei das Milch-Programm nur schwach in die Gesamtstrategie der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) eingebunden und auch in den Zielländern wenig bekannt. In manchen Fällen würden die Milch-Lieferungen sogar gegen nationale Gesetze der Empfängerstaaten verstossen. Fazit der Studie: Es wäre effizienter, Geld zu schicken.
Dieses klare Verdikt lag dem Bund seit September 2015 vor. Reagiert hat EDA-Chef Didier Burkhalter (FDP) aber sehr zögerlich. Die konkreten Probleme des Milch-Programms werden etwa in der im Februar 2016 verabschiedeten Entwicklungshilfe-Botschaft für die nächsten vier Jahre mit keinem Wort erwähnt. Vorerst bleibt alles beim Alten: Für das Milch-Programm hat der Bundesrat bis 2020 jedes Jahr Ausgaben von 20 Millionen Franken vorgesehen.
Will der Bund also gar nicht aus den Milch-Lieferungen aussteigen? Auf Anfrage teilt das EDA mit, man nehme die Ergebnisse der Evaluation ernst und wolle Anpassungen vornehmen. Das Ziel sei, möglichst viele bedürftige Menschen zu erreichen. «Die Umsetzung wird in den nächsten vier Jahren angegangen.»
Aussenpolitiker sind dennoch irritiert. So sagt CVP-Frau Kathy Riklin (ZH): «Ich hätte zumindest erwartet, dass man die Ergebnisse der Studie in die Botschaft zur Internationalen Zusammenarbeit aufnimmt und Transparenz gegenüber dem Parlament schafft.»
Unerwartet sanfte Töne hört man derweil bei der entwicklungshilfekritischen SVP. Nationalrat und Landwirt Andreas Aebi (BE) etwa bezeichnet die Kritik an der Milch-Hilfe als «Kalberei». Es sei absolut sinnvoll, einen Teil des Milch-Überschusses in Krisenländer zu schicken. «Indem wir Naturalien zur Verfügung stellen, haben wir eine gewisse Sicherheit, dass die Hilfe bei der Bevölkerung ankommt.» Finanzielle Hilfe hingegen drohe zu versickern.