Was tun, wenn man wegen der Corona-Pandemie zu Hause festsitzt? In den Vereinigten Staaten scheint der eine oder andere die Antwort gefunden zu haben: sich betrinken. Wie der Fernsehsender CNN berichtet, boomen die Alkoholverkäufe. Auch in der Schweiz stellt der Detailhändler Coop einen «merklichen Anstieg der Nachfrage bei alkoholischen Getränken» fest, wie es auf Anfrage heisst - und zwar sowohl bei Bier, Wein wie auch Spirituosen.
Auch beim Online-Getränkehändler Drinks.ch läuft der Laden. «Unser Umsatz hat sich verdreifacht», sagt Inhaber Alexander Curiger (32) zu BLICK. Zwar seien die Lieferungen an Gastronomie und Fachhandel stark eingebrochen. Das werde aber mit den Bestellungen von Privaten mehr als wett gemacht. «Insgesamt stehen wir besser da als vor der Krise.»
Neben Alkohol liefert Drinks.ch auch Softdrinks und Gläser - und auch davon mehr als bisher. Das Personal in der Verteilzentrale sei bereits mehr als verdoppelt worden. Vor allem Risikogruppen bestellen gerne: Bei den über 65-Jährigen haben die Lieferungen laut Curiger um 28 Prozent zugenommen.
Bier trinken oder bunkern?
Andere Händler können diese Tendenz nicht bestätigen. Aldi etwa stellt keine signifikante Zunahme beim Alkoholverkauf fest. Bei Denner heisst es, es sei zu früh für einen Vergleich mit Vor-Corona-Zeiten. Und «Drinks of the World» verzeichnet zwar eine kleine Zunahme beim Online-Handel. Dafür ist aber der Umsatz in den Läden eingebrochen: Der Getränkehändler ist in den Bahnhöfen präsent, wo zur Zeit viel weniger Menschen als üblich unterwegs sind.
Ein Anstieg beim Alkoholverkauf bedeutet allerdings nicht zwingend, dass Herr und Frau Schweizer nun auch tiefer ins Glas schauen. Da in den Bars und Restaurants nichts mehr ausgeschenkt wird, verlagert sich das übliche Feierabendbier eben ins eigene Heim. Und: Möglicherweise wird der Wein auch gebunkert, als wäre es Toilettenpapier.
Blaues Kreuz rechnet mit mehr Alkoholkranken
Das Blaue Kreuz, das Süchtige berät, rechnet aber langfristig mit mehr Alkoholkranken, wie Sprecher Philipp Frei sagt. «Das Bewusstsein, dass man ein Problem mit dem Konsumverhalten hat, kommt oft erst, wenn der Alltag wieder einkehrt.» Noch verzeichnet das Blaue Kreuz keine zusätzlichen Anfragen. Aber bereits letzte Woche warnte es, dass die Corona-Krise ein «ideales Umfeld für Suchtmittelmissbrauch» schaffe.
Auch für bereits alkoholkranke Menschen sei die aktuelle Krise sehr schwierig, sagt Frei. «Sie haben zum Teil jetzt massiv mehr Probleme.» Das Blaue Kreuz hat deshalb seine telefonischen und digitalen Beratungsangebote ausgebaut - und führt laut Frei in dringenden Fällen nach wie vor persönliche Gespräche durch.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Innerhalb weniger Monate hat sich das neuartige Virus global ausgebreitet und tiefgreifende Veränderungen verursacht. Weltweit wird mit grossem Druck am Coronavirus und möglichen Impfstoffen geforscht. Einiges ist mittlerweile bekannt, doch es gibt noch eine Menge, was wir immer noch nicht wissen. Ein Überblick über noch ungeklärte Aspekte.
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