Die Freie Demokratische Partei (FDP) ist zurück im Deutschen Bundestag. Dank einer Verdoppelung des Wähleranteils auf 10,7 Prozent ist sie neu die viertstärkste Kraft in Deutschland – hinter CDU/CSU, SPD und AfD.
Hans-Peter Portmann (54) freut sich über dieses Ergebnis. «Ich habe Christian Lindner ein Gratulations-E-Mail geschickt», sagt der Zürcher FDP-Nationalrat zu BLICK. Portmann kennt einige Personen in der deutschen FDP und plant schon bald einen Besuch in Berlin.
Die Liberalen auf dem Vormarsch
Doch weshalb ist die Freude des hiesigen Freisinns so gross? Inhaltliche Unterschiede zur deutschen FDP gibt es nämlich durchaus. Portmann erklärt: «Die liberalen Grundwerte sind dieselben: weniger Staat, mehr Eigenverantwortung. Das ist das gemeinsame Credo.»
Dass dieses Motto erfolgreich sei, verdeutliche auch das Scheitern der Rentenreform in der Schweiz, sagt Portmann. «Die Menschen haben eingesehen, dass der Staat nicht alle Probleme lösen kann.» Die jüngeren Generationen seien bereit, aus Eigenverantwortung mehr zu bezahlen für die Altersvorsorge und länger zu arbeiten. Liberale Werte fänden wieder mehr Anklang, glaubt der Zürcher.
Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland. Dort sei die FDP die einzige Kraft, welche sich konsequent für eine Verschlankung des Staatsapparates einsetze. «Die Bürokratie in Berlin und Brüssel ist enorm.»
Den «zweiten Tod» verhindern
Nach der Wahl ist vor der Koalitionsbildung. Die wahrscheinlichste Variante für eine Mehrheitsregierung ist gleichzeitig eine brüchige, die sogenannte Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen.
«Kanzlerin Merkel ist nun gefordert», sagt Portmann. Die grösste Schwierigkeit sei, die konservative bayerische CSU in der schwarz-gelb-grünen Koalition zu halten. Eine Zusammenarbeit bei ökologischen Themen zwischen der FDP und den Grünen kann sich Portmann hingegen vorstellen. Aber: «Die liberale Marktwirtschaft muss gewahrt bleiben.»
Sollte sich die FDP auf eine Regierungszusammenarbeit mit Merkel einlassen, hofft Portmann, dass der Partei nicht dieselben Fehler unterlaufen wie zwischen 2009 und 2013. «Damals konnte die FDP ihre liberalen Positionen in der Regierung kaum durchsetzen», sagt er. Das müsse sie diesmal besser machen, selbst wenn es das Scheitern der Koalition bedeuten würde. Denn einen «zweiten Tod», so Portmann, könne sich die deutsche FDP nicht leisten.