Schweizer Frauen sollten als Bräute in den Heiligen Krieg ziehen
«So wollte uns der IS nach Syrien locken»

Der Thaiboxer Valdet Gashi (29) rekrutiert in Winterthur Teenager für den IS. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn.
Publiziert: 05.07.2015 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:35 Uhr
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Diese beiden Frauen aus Winterthur wurden von Valdet Gashi umworben.
Foto: BLICK
Von Roland Gamp und und Katia Murmann

Valdet Gashi (29) schwärmt vom Islamischen Staat. «Hier ist alles besser, als man denkt», schreibt der Deutsche aus Winterthur ZH, der sich der Terrormiliz IS in Syrien angeschlossen hat. «Es ist ein echtes Kalifat, hier herrschen zu 100 Prozent Allahs Gesetze.» Adressatin seiner Nachricht war Aysel Emre* (28), ebenfalls aus Winterthur. «Er wollte mich nach Syrien locken», sagt die junge Frau.

Sie lebt ganz in der Nähe des Kampfsportstudios, in dem der zweifache Thaibox-Weltmeister Jugendliche für die Reise in den Nahen Osten rekrutiert hat. Emre kennt Gashi seit Jahren. Mindestens drei seiner Schüler sind in den Heiligen Krieg gezogen, berichtet die «Rundschau».

Emre will wissen, wie Gashi vorgeht. «Er verlangte schon bald ein Foto von mir.» Und wollte Antworten auf elf Fragen. «Bist du verheiratet? Kannst du dir vorstellen, einen Mann zu heiraten und eine Familie zu gründen? Hast du Angst vor Allahs Gesetzen?»

Mit dem Ergebnis des Eignungstests war Gashi offenbar zufrieden: «Er erklärte, dass ich über die Türkei nach Syrien reisen müsste.» Sie solle sich gut vorbereiten, befiehlt er in einer der Nachrichten, die SonntagsBlick vorliegen. «Damit es niemandem auffällt, solltest du so tun, als würdest du umziehen. Nimm das Nötigste mit.»

Gashi ist vorsichtig: «Er forderte mich nach einiger Zeit auf, nur noch über das Programm Telegram zu kommunizieren.» Damit lassen sich Nachrichten verschlüsseln, nach 24 Stunden werden sie automatisch gelöscht. Gashi hatte fixe Pläne für Emre. «Er wollte mich verheiraten», sagt sie. Was ihre Aufgaben in Syrien seien? «Für Frauen ist hier allgemein nicht viel zu tun. Du kannst hierherkommen und leben. Heiraten und so weiter», schreibt Gashi. «Hier lebst du in Sicherheit und Schutz.» Ihre Zelte zu Hause soll sie abbrechen. «Verkaufe alles, was du nicht brauchst. Ich glaube, in der Schweiz kannst du sogar deine Rentenkasse auszahlen lassen, wenn du ins Ausland ziehst.»

Emre bricht den Kontakt ab. «Ich wollte mich nicht weiter hineinziehen lassen.» Die nächste Winterthurerin, die der Thaiboxer nach Syrien holen will, ist Melek Şahin* (30). Sie liess sich aber nie auf Gashis Forderungen ein. «Ich kritisierte den IS und ihn selbst», erzählt sie. «Das hat Gashi nicht gepasst. Er hat mich beschimpft und meine Kritik auf Facebook veröffentlicht. Sehr viele IS-Anhänger haben das gesehen und mir gedroht.»

Gashi wird es kaum bremsen. «Er ist bei vielen Jugendlichen hier ein Held», sagen beide Winterthurerinnen. «Sie tragen dann plötzlich Bart, geben Frauen nicht mehr die Hand, sprechen vom Heiligen Krieg.» Gashi wird weitere Jugendliche nach Syrien ködern, sind sie überzeugt.

Den Behörden ist die Strategie des IS bekannt. «Via Social Media wird rekrutiert und Propaganda gemacht, auch bei Schweizern», sagt Cathy Maret (44), Kommunikationschefin des Bundesamts für Polizei. «Solches Anwerben für terroristische Organisationen ist klar strafbar.»

Zu Gashi selbst kann sich Maret nicht äussern. Klar ist, dass ihn die deutschen Behörden im Visier haben. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ermittelt seit einem Monat gegen ihn, wegen Verdachts auf Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.

Der Thaiboxer selbst bestreitet, Teenager für den IS zu rekrutieren. Vor einem Monat wurde er vom Konstanzer «Südkurier» auf die jungen Schweizer angesprochen, die bei ihm trainierten und danach in den Dschihad zogen: «Die Glaubensbrüder waren tatsächlich bei mir im Training. Aber dass sie kommen, wusste ich nicht. Ich war selber überrascht, sie hier zu sehen.»

Gashi betont stets, nicht als «Kämpfer», sondern nur als «Helfer» in Syrien zu sein. Dass er damit eine Terrorgruppe unterstützt, scheint für ihn kein Problem zu sein.

*Namen geändert

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