Die strengen Corona-Grenzkontrollen zehren an den Nerven der Italiener. Und es dürfte noch schlimmer werden: Denn wenn im Tessin ab kommender Woche die Wirtschaft wieder hochgefahren wird, dürften noch viel mehr Frontalieri täglich die Grenze in die Schweiz überqueren, um zur Arbeit zu fahren.
Die Wiedereröffnung zahlreicher wirtschaftlicher und beruflicher Aktivitäten in den Schweizer Kantonen bei gleichzeitig strengen Grenzkontrollen erzeuge einen Trichtereffekt, der «Tausende von italienischen Arbeitern zwingt, täglich stundenlang im Stau zu stehen – obwohl die zurückzulegenden Entfernungen nur wenige Kilometer betragen», beschwerte sich der lombardische Politiker Eugenio Zoffili gemäss der Tessiner Zeitung «Corriere del Ticino».
Parlament hört Botschafterin an
Nun reicht es Zoffili, der für die Lega im italienischen Parlament sitzt. Für morgen Mittwoch hat er gemäss «Corriere del Ticino» die Schweizer Botschafterin in Rom, Rita Adam (50), in den Kontrollausschuss des italienischen Parlaments vorgeladen.
Die Tessiner Zeitung beruft sich auf einen Vermerk auf der Website des italienischen Parlaments, wonach die Sitzung um 13 Uhr stattfinden wird. Das Treffen mit Adam soll eine Lösung ermöglichen, die zwar alle gemeinsamen Anstrengungen an den Gesundheitsschutz garantieren, aber diesem «Martyrium» ein sofortiges Ende setzt, wird Zoffili zitiert.
Lockerungen sind unwahrscheinlich
Auf italienischer Seite hatte sich bereits anlässlich der Schliessung von kleinen Grenzübergängen zum Tessin schlechte Laune breitgemacht. Botschafterin Adam musste bereits Mitte März beim Unterstaatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, Ivan Scalfarotto, antraben.
Dass die Schweiz die strengen Grenzkontrollen ausgerechnet an der Grenze zu Italien lockert, ist aber unwahrscheinlich. Zwar hatte Justizministerin Karin Keller-Sutter erste Lockerungen beim Einreiseregime in Aussicht gestellt – die Grenzkontrollen aber bleiben. (sf)
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