Es war keine gewöhnliche SRF-«Arena»: Eingeladen waren am Freitagabend nur schwarze Menschen. Die Diskussion fand an einem runden Tisch – und nicht wie üblich an grauen Stehpulten – statt. Und für einmal dominierten Frauen die Runde.
Es war der zweite Versuch von SRF-Moderator Sandro Brotz (50), eine «konstruktive Debatte» zum Thema Rassismus zu führen. Beim ersten Mal war er kläglich gescheitert. Unter dem Titel «Jetzt reden wir Schwarzen» kam mit Komiker Kiko bloss ein Schwarzer in der Hauptrunde zu Wort.
Vernichtendes Urteil über ersten Versuch
Daher fühlten sich die ersten 20 Minuten der zweiten Rassismus-«Arena» an wie eine Therapiestunde. Brotz räumte ein, dass der Titel und die Gäste-Konstellation der letzten Sendung falsch gewesen sei. Noch vernichtender war das Urteil der Gäste: «Es war ein Debakel. Die Sendung hat mich enttäuscht», sagte Angela Addo (29), die bereits zum zweiten Mal mitdiskutierte.
Slam-Poetin Fatima Moumouni (28) griff Brotz gar frontal an. «Sie haben nicht vorhergesehen, dass das so ein Debakel wird. Das ist fehlende Kompetenz beim Thema Rassismus.» Moumouni war zum ersten Mal in der «Arena» dabei – zwei Einladungen hatte sie zuvor ausgeschlagen.
Vorwurf traf Brotz
Brotz wollte sich nicht rechtfertigen, sondern «einen Punkt weiterkommen» – auch wenn ihn der Vorwurf der fehlenden Kompetenz sichtlich traf. Was folgte, war eine anregende Diskussion über Rassismus in unserer Kultur, fremdenfeindliche Kinderbücher und diskriminierende Polizeikontrollen.
«Es reicht nicht, wenn Schwarze vor die Kamera eingeladen werden. Sie müssen auch hinter der Kamera stehen und so ihre Geschichten erzählen», sagte etwa Jovita Dos Santos Pinto (36). Es sei bezeichnend, dass sie im Leutschenbach nur weisse Kameraleute sehe.
Moumouni rief die Zuschauer auf, Unsicherheit zuzulassen. «Oft höre ich Leute, die sagen, sie wüssten nicht mehr, was sie sagen dürfen. Ich glaube, Unsicherheit kann auch etwas Positives sein. Sie hilft uns, zu hinterfragen.»
Polizeikorps hatten abgesagt
Gerne hätte Sandro Brotz auch einen Vertreter der Polizei eingeladen, um über das sogenannte «Racial Profiling» zu diskutieren. Doch alle angefragten Polizeischulen und Kantonspolizeien sagten ab. Die Diskussion verlief auch so angeregt – das eingespielte Statement von SRF-Direktorin Nathalie Wappler zu «Diversity» innerhalb der SRG ging fast unter.
Auch wenn die meisten Gäste Brotz ein gutes Zeugnis ausstellten – die zweite Rassismus-«Arena» sei deutlich konstruktiver gewesen als die erste –, gab es nachdenkliche Stimmen. «Ich würde mir wünschen, dass nicht nur People of Color am Tisch sitzen», sagte Musiker Manuel Gagneux. «Wie wir da sitzen, schaffen wir eine Parallelgesellschaft. Das ist nicht so, wie es draussen ist.»