Es macht «pling», schon ist die Hausaufgabe per E-Mail da. Doch bald könnte wieder ein blecherner Gong zum Unterricht läuten. Der Bundesrat will die obligatorischen Schulen am 11. Mai wieder öffnen. Wie es in den Klassenzimmern dann aussieht, ist noch völlig unklar – und die Meinungen darüber gehen auseinander.
Ziemlich sorglos ist der Schulleiterverband: In der ersten Medienmitteilung nach dem Bundesratsentscheid wünscht er vor allem Klarheit über die Handhabung von Schulfesten und Schulreisen.
Gleichzeitig plant er den Unterricht in der Zeit danach. «Wenn die Schüler wieder zur Schule kommen, wird es schnell wieder normal sein», sagt Präsident Thomas Minder (44) zu BLICK. Natürlich müsse man die Hygieneregeln weiterhin befolgen. «Wir haben aber auch vorher mit den Kindern die Hände gewaschen.»
Von Unterricht in Halbklassen hält er nicht viel. «Wenn Herr Koch vom Bundesamt für Gesundheit sagt, dass die Kinder nicht die Treiber des Virus sind, wäre es ein echtes Problem, wenn nicht alle Kinder zur Schule könnten.» Selbstverständlich müssten sich die Lehrpersonen schützen. «Wir müssen schauen, dass die Lehrer in der Pause nicht nahe beieinander Kaffee trinken.»
Schutzkonzept für Schüler
Ganz so simpel wird es gemäss Daniel Koch (48) vom Bundesamt für Gesundheit nicht. Der Bund sitzt an einem Corona-Schutzkonzept für Schulen. Denn die Altersspanne bei den Kindern sei sehr gross. Da gebe es Unterschiede, wie stark sie die Krankheit verbreiten.
Wie das Schutzkonzept konkret aussehen wird, kann die Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz, Silvia Steiner (62), noch nicht sagen. «In der nächsten Woche werden wir das Konzept mit dem Bundesrat zusammen erarbeiten.» Der Zeitplan ist sportlich. Erst am 29. April entscheidet der Bundesrat definitiv, was gilt. Für die Umsetzung bleiben danach nur noch rund zwei Wochen. «Wichtig ist, dass für alle das Gleiche gilt», so Steiner.
Das Schutzkonzept soll grundsätzlich für die ganze Schweiz gelten. «Die Kantone brauchen aber auch einen gewissen Spielraum, um ihre speziellen Begebenheiten berücksichtigen zu können», sagt Steiner.
Wie der Unterricht ab 11. Mai stattfindet, weiss auch Dagmar Rösler (47) nicht. Distanzvorschriften für Lehrer und Schüler seien ab einem gewissen Alter denkbar, aber schwer umsetzbar, so die oberste Lehrerin der Schweiz. «Bei den Kleinen wird die Einhaltung schon sehr schwierig. Das hat dann natürlich Auswirkungen darauf, ob man in der ganzen Klasse oder nur in kleinen Gruppen unterrichten kann», sagt sie. Mit Maske zu unterrichten, kann sich Rösler nicht vorstellen.«Aber in dieser Zeit haben wir schon viel gemacht, was vorher nicht denkbar war.»
Einige Lehrer zählen zur Risikogruppe
Vor allem eines macht Rösler Sorgen: «Ich bekomme viele Mails von Lehrern, die selbst zur Risikogruppe gehören.» Sie müssten weiterhin geschützt werden. Wie das geschehen soll, muss noch ausgearbeitet werden. Für Rösler sei denkbar, dass diese Lehrer länger von zu Hause aus arbeiten können.
Diese Lösung unterstützt auch der oberste Schulleiter, Thomas Minder. Wenn Lehrer zur Risikogruppe gehören, sollten sie zu Hause bleiben. Die Schüler sollten dann aber nicht bei Homeschooling bleiben müssen. «Ich hoffe auf die Solidarität von Lehrern, die als Vertretungen aushelfen könnten.»