Lässt die Digitalisierung Jobs verschwinden oder schafft sie sogar neue? Haben Schweizer Berufsleute gute Chancen – oder wo müssen sie sich reinknien?
Eine Studie der Universität Oxford zeigte 2013 auf, dass wegen der Digitalisierung die Hälfte aller Stellen und Berufe verschwinden könnte. Die Signale vom Schweizer Arbeitsmarkt sind allerdings andere: «Veränderung und Umbruch ja – aber kein massiver Rückgang bei der Beschäftigung», bilanziert Jürg Schweri vom Schweizerischen Observatorium für Berufsbildung.
Die Forscher des Observatoriums haben einen Trendbericht erarbeitet und diesen gestern in Bern den rund 800 Teilnehmern an der DigitalSkills-Tagung des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung (EHB) vorgestellt.
Berufsbildung soll Polarisierung am Arbeitsmarkt verhindern
Die wichtigste Erkenntnis: Die Digitalisierung dürfte Stellen vernichten, am ehesten im mittleren Qualifikationsbereich, der zunehmend automatisiert wird. Die Stellenanteile im tieferen und im hohen Qualifikationsbereich hingegen wachsen.
In der Schweiz läuft der Upskilling-Trend, die stete Weiterbildung, zudem schon stark. Die Berufsbildner folgern: «Wichtig ist es, Arbeitnehmer so zu fördern, dass sie sich kontinuierlich weiterbilden und höher qualifizieren.»
Soft-Skills und Fachkompetenz sind gefragt
Aber in welchen Kompetenzen? Auch dazu gibt der Trendbericht laut Schweri Antworten: «Gefragt sind überfachliche Kompetenzen wie Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken sowie Kollaboration. Fachkompetenzen bleiben aber wichtig.» Entscheidend für gute Jobchancen sei der gelungene Mix von fachübergreifenden und fachlichen Kompetenzen, die gerade in der Berufsbildung gut entwickelt werden können.
Alles im grünen Bereich also? Johann Schneider-Ammann (66), Bildungsminister und ebenfalls Tagungsreferent, ist überzeugt: Der Schweiz werde es gelingen, «durch die Tsunamis von Globalisierung und Digitalisierung zu gehen, und allen wieder einen Job bieten zu können.»
Anspruchsvollere, aber auch abwechslungsreichere Jobs
Optimistisch zeigte sich der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, der Zürcher FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler (60). Wie die Berufsbildung dank ihrer Verankerung in den Betrieben das Potenzial der Digitalisierung voll nutzen und den Wandel mitgestalten kann, zeigte er am Beispiel einer Solothurner Autogarage auf.
Dort wurde aus konservativen Automechanikern ein Team von digitalen Automechatronikern. Ihre Arbeit an den voll elektronisch ausgerüsteten Arbeitsplätzen ist jetzt zwar anspruchsvoller, aber auch abwechslungsreicher. Nach der digitalen Transformation fühlen sie sich fitter in ihren IT-Kenntnissen und setzen im Umgang mit Kunden vermehrt ihre Soft skills ein, sprich ihre sozialen Kompetenzen, die kein Roboter ersetzen kann.
Ein Roboter könne auch keinen Bundesrat ersetzen, wie Johann Schneider-Ammann frotzelte: «Ich werde voraussichtlich nicht von einer künstlichen Intelligenz ersetzt, obwohl mancher denkt, es sei besser so.»
Die Automatisierung wird den Schweizer Arbeitsmarkt fundamental umwälzen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey werden bis 2030 hierzulande fast 1,2 Millionen Arbeitsplätze der Automatisierung zum Opfer fallen. Besonders betroffen: Kassierer im Detailhandel, kaufmännische Angestellte, Metzger, Empfangspersonal, Postangestellte, Buchhalter und Laboranten. Gleichzeitig rechnet die Studie aber damit, dass durch die neuen Technologien 800'000 bis eine Million neue Stellen geschaffen werden. Die meisten Arbeitsplätze könnten im Gesundheitswesen sowie bei technischen und professionellen Dienstleistungen entstehen. Diejenigen, deren Stelle durch die Digitalisierung wegfallen könnte, können gemäss den Experten von McKinsey grossmehrheitlich umgeschult werden. Viele Unternehmen seien gut aufgestellt, wenn es darum gehe, die digitale Transformation zu meistern, so die Studienautoren. (zas)
Die Automatisierung wird den Schweizer Arbeitsmarkt fundamental umwälzen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey werden bis 2030 hierzulande fast 1,2 Millionen Arbeitsplätze der Automatisierung zum Opfer fallen. Besonders betroffen: Kassierer im Detailhandel, kaufmännische Angestellte, Metzger, Empfangspersonal, Postangestellte, Buchhalter und Laboranten. Gleichzeitig rechnet die Studie aber damit, dass durch die neuen Technologien 800'000 bis eine Million neue Stellen geschaffen werden. Die meisten Arbeitsplätze könnten im Gesundheitswesen sowie bei technischen und professionellen Dienstleistungen entstehen. Diejenigen, deren Stelle durch die Digitalisierung wegfallen könnte, können gemäss den Experten von McKinsey grossmehrheitlich umgeschult werden. Viele Unternehmen seien gut aufgestellt, wenn es darum gehe, die digitale Transformation zu meistern, so die Studienautoren. (zas)