Die Delegierten der SP wählten Rebekka Wyler (39) und den bisherigen Pressesprecher Michael Sorg heute an der Delegiertenversammlung in Altdorf UR zu den neuen Generalsekretären der Partei, eines der wichtigsten Parteiämter überhaupt.
Dass Rebekka Wyler einmal eine prägende Figur der Sozialdemokraten werden würde, galt lange als gewiss. Denn Wyler legte eigentlich eine steile politische Karriere hin. Als freche Jungsozialistin und ungemütliche Genossin machte sie sich rasch einen Namen, ehe sie mit 28 Jahren für die SP in den Stadtzürcher Gemeinderat einzog. Daneben war sie Vize-Fraktionschefin und Präsidiumsmitglied der kantonalen SP. Der rote Teppich in den Zürcher Stadtrat oder den Nationalrat schien für Wyler bereits ausgerollt.
Für die Liebe Politik auf Eis gelegt
Im Juli 2016 legte sie ihre politische Karriere dann zur Überraschung vieler auf Eis. Und das aus noblen Grund: die Liebe. Ihr Freund, Dimitri Moretti (45), zog als SPler in den Regierungsrat im bürgerlichen Kanton Uri ein. Für Wyler war klar, dass sie ihren Partner bei dessen Wahl unterstützen und die eigenen Ambitionen zurückstellen würde. Sie zog aus dem urbanen, grossräumigen Zürich zu Freund Dimitri in die konservative, überschaubare Gemeinde Erstfeld UR.
Dank ihrer geselligen Art überwand die studierte Historikerin den Kulturschock jedoch umgehend, integrierte sich bestens und sitzt seit Beginn 2017 als geschätztes Mitglied im Erstfelder Gemeinderat. Vielleicht empfahl sie sich gerade durch ihre Anpassungs- und Dialogfähigkeit für dieses anspruchsvolle Amt der Generalsekretärin.
«Hobby zum Beruf machen»
Dass Wyler die richtige für diesen Job ist, steht ausser Diskussion. Sie ist gut vernetzt, politisch erfahren und organisatorisch stark. Ausserdem bereitet ihr die Zusammenarbeit mit Leuten aus allen Landesteilen grosse Freude. «Politik interessiert mich schon lange, und an dieser Stelle kann ich mein Hobby zum Beruf machen.»
Und es ist ein Posten, für den sie nicht an einen Wohnsitz gebunden ist. Und ihr damit den Spagat zwischen Liebe und Arbeit erlaubt. «Für mein Parlamentsmandat musste ich in der Stadt Zürich Wohnsitz haben. Um Generalsekretärin der SP Schweiz zu werden, muss man aber nicht in Bern wohnen», bestätigt Wyler. Denn beim Generalsekretariat handelt es sich primär um einen organisatorischen Job.
Reizvolle Aufgabe
Es ist eine Schlüsselfunktion innerhalb einer Partei. Das Generalsekretariat ist für das operative Geschäft zuständig. «Man ist an einer wichtigen Schnittstelle zwischen nationaler Politik und der politischen Arbeit in den Kantonen», definiert Wyler den Reiz der Aufgabe. So koordiniert das Generalsekretariat unter anderem Abstimmungskampagnen und Wahlkämpfe, betreut die Kantonalparteien und -Sektionen und verwaltet Ressourcen. «Gute Planung führt zu besseren Ergebnisse, das gilt auch in der Politik», ist sich Wyler ihrer wichtigen neuen Rolle bewusst.
Dass Wyler und Michael Sorg die abtretenden Generalsekretärinnen Flavia Wasserfallen (39) und Leyla Gül (43) bestens ersetzen werden, ist auch die Überzeugung von SP-Chef Christian Levrat (47). Mit der Neubesetzung schaffe die SP gute Voraussetzungen, «damit wir unser nächstes grosses Ziel erreichen können, nämlich die Wahlen 2019 zu gewinnen».
Klare Aussagen und Fokus auf Gemeindepolitik
Die Vorbereitungen auf die Wahlen laufen bereits auf Hochtouren. Wyler hat bereits konkrete Vorstellungen, wie sie die Partei positionieren will. Die SP müsse die richtigen Themen wählen, die eine Mehrheit der Leute etwas angehen. Wie zum Beispiel die stets steigenden Krankenkassenprämien. «Und dann müssen unsere Forderungen konkret sein, die Aussagen klar», fordert Wyler.
Neben dem Fokus auf die nationalen Wahlen ist es Wylers persönliches Anliegen, der Gemeindepolitik angemessene Beachtung zu schenken. «Ich möchte die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen unseren Kommunalpolitiker/-innen fördern.» Das gehöre dazu, wenn die SP ausserhalb der Städte stärker werden wolle. Wyler muss es wissen, als Politikerin in einer kleinen Urner Gemeinde, wie sie Erstfeld ist.