Der bürgerliche Bundesrat sorgte am Freitag für eine kleine Sensation. Er folgte der Sozialdemokratin Simonetta Sommaruga (54) – und beschloss eine 30-Prozent-Frauenquote für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen börsenkotierter Firmen.
Mit sichtlicher Freude vertrat die Justizministerin den Entscheid und betonte, dass es heute ja genug qualifizierte Frauen gebe. «Aber man muss attraktive Bedingungen schaffen, damit sie Lust haben, sich einzubringen», so die Bundesrätin.
Doch so einfach ist die Sache nicht. Das muss gerade Sommaruga wissen – denn sie hat in ihrem Departement ein Männerproblem. Im Justizdepartement (EJPD) ist die Frauenqoute in Spitzenpositionen erschreckend tief. Dies zeigt eine SonntagsBlick-Auszählung der Top-Kaderfrauen in allen wichtigen Ämtern der Bundesverwaltung.
In den Direktionen und Geschäftsleitungen von Sommarugas Ämtern sitzen gerade mal 19 Prozent Frauen. In den vier Jahren seit ihrem Amtsantritt hat es die Sozialdemokratin also nicht geschafft, auch nur annährend an die von ihr geforderte 30-Prozent-Quote zu kommen.
Noch schlechter schaut es bei Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf (58) aus, die dem Vernehmen nach in der Regierung die Quote unterstützte. In ihrem Departement liegt die aktuelle Frauenqoute bei nur zwölf Prozent.
Besser machen es im Bundesrat die Männer. Der grosse Frauenförderer ist FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann (62). Sein Departement erfüllt die Quote mit 31 Prozent schon heute. Innenminister Alain Berset (42, SP) hat in Spitzenpositionen ebenfalls 31 Prozent Frauen. Mit 30 Prozent erfüllt auch Doris Leuthards (51, CVP) Umweltdepartement das Soll. Damit erreicht die Gesamtregierung ein ansprechendes Resultat und kann – angeführt vom Wirtschaftsminister – durchaus als Vorbild dienen.
Für die miserable Quote im Verteidigungsdepartement kann Ueli Maurer (64, SVP) wenig – zumindest, solange die Wehrpflicht nur für Männer gilt.
Sommaruga will trotz der schlechten Quote in ihrem Departement nichts von fehlender Frauenförderung wissen. Bei obersten Kaderstellen habe die Bundesrätin seit ihrem Amtsantritt 50 Prozent Frauen vorgeschlagen, sagt ihre Sprecherin Agnes Schenker. Mit Nicoletta della Valle beim Bundesamt für Polizei hat Sommaruga seit diesem Sommer auch endlich eines ihrer Ämter eine oberste Chefin.
Um die missliche Lage zu verbessern, greift die SP-Bundesrätin zu drastischen Massnahmen. Sie verlangt etwa bei sämtlichen Neubesetzungen auf Stufe Direktion und Geschäftsleitung, dass mindestens eine Frau vorgeschlagen wird – ausser keine Frau habe sich auf die Stelle beworben.