Am Donnerstag liess FDP-Nationalrat Marcel Dobler (37) eine Bombe platzen. Nur eine Woche nachdem das Referendum gegen das neue Geldspielgesetz im Januar Tatsache geworden war, hatte der St. Galler Unternehmer ein Angebot erhalten: Ein Casino habe ihm einen Posten als Verwaltungsrat offeriert, berichtete Dobler an der Pressekonferenz des Nein-Komitees.
Ausgerechnet Dobler. Der Freisinnige ist einer der prominentesten Gegner des Gesetzes, über das am 10. Juni abgestimmt wird. Für die Casino-Lobby geht es um viel: Ein Ja würde die unliebsame ausländische Konkurrenz vom Schweizer Online-Spiele-Markt fernhalten. Entsprechend engagiert begleiten die Interessenverbände die Vorlage schon seit Monaten.
Es war die Swiss Casinos Holding AG
Die Anfrage habe bei ihm den Eindruck erweckt, dass man ihn «zu kaufen» versuche, so Dobler. Welches Casino ihn anwerben wollte, wolle er aber nicht sagen. «Die Anfrage ist krass. Aber ich will niemanden denunzieren.»
Recherchen von SonntagsBlick zeigen: Es war die Swiss Casinos Holding AG, die Dobler für sich einspannen wollte. Am Freitag bestätigte Marco Zemp (45), Leiter Marketing bei Swiss Casinos: «Es ist so, dass wir Herrn Dobler am 25. Januar 2018 angefragt haben, ob wir über eine Mitwirkung im Verwaltungsrat des geplanten Onlinecasinos sprechen könnten.» Man sei aber erstaunt, dass nun eine ernst gemeinte geschäftliche Anfrage für die Abstimmungskampagne missbraucht werde.
Dobler habe erfolgreich die Firma Digitec aufgebaut und dabei viel Erfahrung gesammelt im Aufbau und Betrieb einer Onlinefirma, erklärt Zemp. Eine Verbindung zum anlaufenden Abstimmungskampf macht er nicht. «Der Einsitz im Verwaltungsrat war frühestens nach der erfolgreichen Abstimmung im Juni 2018 vorgesehen», schreibt er.
Marc Baumann (61), Chef von Swiss Casinos, ergänzt, dass auch noch andere «Experten» mit Erfahrung «im Bereich Onlinemarketing» als mögliche Verwaltungsräte kontaktiert worden seien. «Diese Personen sind nicht politisch aktiv», so Baumann. Die Swiss Casinos Holding AG ist ein wichtiger Akteur in der Branche. Sie führt Spielbanken in Zürich, St. Gallen, Pfäffikon SZ und Schaffhausen und ist am Grand Casino Kursaal in Bern beteiligt.
Gegner geniessen potenten Support
Als das Unternehmen im Januar bei Dobler anklopfte, befand sich dieser in seiner Partei noch in der Minderheit: Die Bundeshausfraktion der FDP stimmte mehrheitlich für die Vorlage. Es waren die Delegierten der FDP Schweiz, nach forschem Einsatz der Jungpartei, die diesen Entscheid Ende März kippten.
Sicher ist: Das von Swiss Casinos betriebene Lobbying geht auch den Befürwortern des neuen Glücksspielgesetzes zu weit. Josef Dittli (60, FDP), Präsident von Swisslos, distanziert sich im Interview von diesem Verhalten. «Wer so handelt, ist kaum mehr tragbar», sagt der Urner Ständerat.
Doch auch die Gegner des Geldspielgesetzes geniessen potenten Support: Ausländische Geldgeber, in Angst vor der drohenden Abschottung des Schweizer Marktes, schossen in die Unterschriftensammlung für das Referendum massiv Geld ein. Die so finanzierten Sammler steuerten rund die Hälfte der Unterschriften bei, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.
Nicht nur bei Marcel Dobler vorstellig
Die Befürworter wiederum wurden nicht nur bei Marcel Dobler vorstellig, wie SVP-Nationalrat Lukas Reimann (35) am eigenen Leib erfahren haben will. «Dass Politikern ein Verwaltungsratsmandat angeboten wird, überrascht mich nicht», sagt der St. Galler. Die Casinos unterstützen Politiker, um Einfluss zu nehmen. Auch ihm sei «aus diesem Lager schon etwas offeriert» worden. «Hätte ich mich im Parlament für ihre Belange eingesetzt, müsste ich mir keine Sorgen machen um die Finanzierung der nächsten Wahlen von 2019, wurde mir versichert.» Beide, Reimann wie Dobler, wollten von der Umarmung nichts wissen. Sie kämpfen an vordester Front gegen die Vorlage, die in genau zwei Monaten zur Abstimmung kommt.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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Kommentar von Journalist Fibo Deutsch
Was haben Röbi Koller und die Samstagabendsendung «Happy Day» im Schweizer Fernsehen mit dem neuen Geldspielgesetz zu tun? Mehr, als Sie denken. Die erfolgreichste Unterhaltungssendung, die Spitzeneinschaltquoten bis über 800'000 Zuschauer erreicht, wäre ohne Gesetz und massiven Zustupf aus Glücksspielgewinnen, in diesem Fall von Swisslos, nicht finanzierbar.
Das galt schon für das Format «Swiss Award». Die Verlosung einer Million macht «Happy Day» attraktiv und teuer, die Produktion kostet noch einmal mehrere Hunderttausend Franken. «Happy Day» ist allerdings nur ein Beispiel dafür, wie die Gewinne aus Spielcasinos, Sportwetten und Lotterien in der Schweiz verwendet werden können. Insgesamt fliessen jedes Jahr fast eine Milliarde Franken in die AHV/IV, in die Unterstützung von Sport, Sozialem und Kultur – dazu gehört auch die Unterhaltung.
Das neue, erweiterte Geldspielgesetz stellt sicher, dass die Spieler vor Missbrauch geschützt und die Gewinne kontrolliert verteilt werden. Die wesentlichen Änderungen, über die wir im Juni abstimmen, bringen neu Internetangebote für Schweizer Betreiber und befreien Lotteriegewinne bis zu einer Million von der Steuer!
Ausgesperrt werden sollen dagegen klar ausländische Onlinespielangebote, die in der Schweiz nicht bewilligt sind. Es ist besser, beim Glücksspiel seinen Einsatz in der Schweiz zu verwetten. Davon profitiert dann neben dem Spass am Spiel eine unserer gemeinnützigen Institutionen.
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