Videoberatung statt Billettschalter
Nationalrat erhöht Druck auf SBB

Die SBB wollen die Zusammenarbeit mit den Drittverkäufern von Billetten beenden. Dafür sind sie bereit, in einer Übergangszeit sogar Geld zu zahlen. Und das Angebot, die Bevölkerung im digitalen Billettkauf zu schulen, soll das Parlament besänftigen.
Publiziert: 13.06.2017 um 09:23 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:04 Uhr
Matthias Halbeis

Im letzten September verkündeten die SBB das Aus für den Billett-Verkauf durch externe Partner. Und zwar per 1. Januar 2018. Betroffen vom Aus sind die bisherigen Vertriebspartner Migrolino, die Post und Valora sowie private Stationshalter.

Das führte zu einem Aufschrei der betroffenen freien Billettverkaufstellen – und zu einer Petition mit über 32'000 Unterschriften. Und schliesslich auch zu einer Kommissionsmotion durch die zuständige Kommission für Verkehr- und Fernmeldewesen des Nationalrates. Diese forderte vom Bundesrat, die SBB zu verpflichten, die Schliessung der 52 Billett-Drittverkaufsstellen aus zeitlichen Gründen bis 2020 auszusetzen. Dadurch baute die Politik ziemlichen Druck auf.

Das wiederum brachte die SBB auf Trab, denn eine Zustimmung zur Motion durch das Parlament wäre ein ziemliches Fanal. Darum hat der rote Riese seit Frühling die Verhandlungen mit den Vertriebspartnern, aber auch mit Kantonen und Gemeinden intensiviert. Das zeigen Mails aus der SBB-Konzernzentrale, die BLICK vorliegen.

Auch beim Kioskbetreiber Valora konnte man an einzelnen Verkaufstellen Billette beziehen.
Foto: MARCEL BIERI

Digitale Schulung für die Bevölkerung

So haben die SBB betroffenen Gemeinden und Kantonen Schulungsmöglichkeiten der Bevölkerung für digitale Kanäle angeboten. Weiter offerieren sie auch, dass die Kunden in dem vom Aus betroffenen Regionen auf eine spezielle Videoberatung durch die SBB hoffen dürfen.

Und: Die vom Aus betroffenen externen Partner sollen in der Übergangszeit von einer Art Ablasszahlung profitieren. So heisst es im Mail an verschiedene Kommissionsmitglieder: «Allen 10 privaten Stationshalterinnen und Stationshaltern wurde ein einheitliches Angebot zur finanziellen Abgeltung für ÖV-Beratungsleistungen für eine Übergangszeit von zwei Jahren unterbreitet.»

Der Initiant des Vorstosses, Nationalrat Thomas Ammann (CVP/SG) sagt: «Die Kommissionsmotion war schon ein Erfolg, weil sich die SBB seither aktiver und stärker um Alternativlösungen bemüht hat.» Das sei aber noch zu wenig, weil vor allem ländliche Gebiete vom Abbau betroffen sind. Wichtig wäre es, dass mit der Zustimmung zur Motion auch der Druck für einen kundenfreundlichen und angemessenen Ersatz in Form von neuen Betreibern oder technischen Lösungen aufrechterhalten werde.

Denn für Ammann ist klar: «Das Problem an den digitalen Verkaufskanälen ist nicht die Bedienung, die man gut lernen kann. Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Zugang für alle gewährleistet ist.»

Und noch eines stört Ammann: «Die SBB sind bereit, Abgeltungen an die externen Partner in der Übergangszeit zu zahlen und etwa Schulungen und Videoberatung anzubieten.» Darum sei nicht klar, ob und wie man jetzt die Einsparungen von fünf Millionen Franken erzielen will. «Eine transparente Aufstellung fehlt immer noch.»

Der Nationalrat sieht das ähnlich und hat die Motion heute morgen unterstützt. Er stimmt seiner Kommition mit 93 zu 79 Stimmen bei 12 Enthaltungen zu. Als Nächstes entscheidet der Ständerat über den Vorstoss.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?