Mit Blick auf die Gespräche warnte der Kreml am Montag vor einer Verschlechterung der Lage in Europa. Bei russischem Beschuss südukrainischer Städte wurden mindestens sieben Menschen getötet. In den russischen Grenzregionen zur Ukraine meldeten die Behörden neue Drohnenangriffe und Schäden.
Im Zusammenhang mit den von Kiew geplanten Sicherheitsgarantien mit dem Westen sagte Kremlsprecher Dmitiri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen, solche bilateralen Garantien widersprächen dem internationalen Prinzip der «Unteilbarkeit» der Sicherheit.
Damit meint Peskow, dass die Sicherheit der Ukraine nicht zulasten der russischen Bedürfnisse gehen dürfe. «Nach unserer Überzeugung wird dies nur zu einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage auf dem europäischen Kontinent führen.»
Die Atommacht behauptet immer wieder, sie sehe sich durch das Streben der Ukraine in die Nato in ihrer Sicherheit bedroht. Unter anderem damit hatte Kremlchef Wladimir Putin auch seinen vor mehr als 17 Monaten begonnenen Angriffskrieg begründet. Dagegen betont die Nato, dass von ihr keine Gefahr für Russland ausgehe.
Kiew: Gespräche über konkrete und langfristige Verpflichtungen
Die Ukraine will nach Angaben des Leiters des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, in dieser Woche mit den USA Gespräche über Sicherheitsgarantien beginnen - vor einem später geplanten Nato-Beitritt. Es gehe um konkrete und langfristige Verpflichtungen der USA, um der Ukraine jetzt zu einem Sieg gegen Russland zu verhelfen und danach künftige Aggressionen Moskaus zu verhindern, hatte Jermak am Sonntagabend erklärt.
Die Ukraine arbeite zudem an bilateralen Vereinbarungen auch mit ihren jeweiligen anderen Verbündeten, hiess es. Jermak hatte ausserdem ein Treffen mit Sicherheitsberatern der Verbündeten der Ukraine in Saudi-Arabien in dieser Woche angekündigt.
Tote und Verletzte durch russischen Beschuss südukrainischer Städte
Russland griff am Montag erneut südukrainische Städte an, tötete dabei Behörden zufolge mindestens sieben Zivilisten und verletzte Dutzende weitere. In der Stadt Krywyj Rih schlugen zwei russische Raketen in ein Wohnhaus und ein Universitätsgebäude ein. Der Militärchef der Stadt, Olexander Wilkul, sprach von mindestens fünf Toten - darunter eine Mutter und ihre zehnjährige Tochter - und mehr als 50 Verletzten.
In der im Oktober 2022 von der Besatzung befreiten Stadt Cherson starb nach lokalen Behördenangaben ein Mitarbeiter eines städtischen Kommunalbetriebs durch russischen Artilleriebeschuss. Am Nachmittag soll dort ein weiterer Mann durch russisches Feuer getötet worden sein. Russische Truppen halten den grösseren Teil des Gebiets Cherson weiter besetzt.
Ukraine befreit weitere Gebiete - Gegenoffensive kommt langsam voran
Die ukrainischen Streitkräfte befreiten bei ihrer Gegenoffensive nach Angaben aus Kiew in der vergangenen Woche knapp 15 Quadratkilometer von der russischen Besatzung. Mit 12,6 Quadratkilometern entfiel der Hauptanteil auf Abschnitte an der Front in der Südukraine, wie Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar bei Telegram schrieb.
Damit wurden seit dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive vor etwa acht Wochen insgesamt etwas mehr als 240 Quadratkilometer zurückerobert.
Die ukrainische Gegenoffensive ist bisher hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben. Russland kontrolliert einschliesslich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim weiterhin mehr als 100 000 Quadratkilometer ukrainischen Staatsgebiets.
Russische Regionen melden neue Drohnenangriffe
In den russischen Grenzregionen zur Ukraine meldeten die Behörden neue Drohnenattacken und Schäden. Die ukrainischen Streitkräfte hätten in der Nacht zum Montag einen Anschlag auf ein Behördengebäude im Raum Trubtschewsk verübt, teilte der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, bei Telegram mit. Es gebe Schäden am Dach und an den Fenstern des Gebäudes. Verletzte gab es demnach nicht.
Auch im Gebiet Rostow berichtete Gouverneur Wassili Golubew von Zerstörungen in der Siedlung Daraganowka nach einem Zwischenfall mit einer Drohne. Auch hier gab es den Angaben zufolge keine Verletzten.
Russland überzieht die Ukraine seit Kriegsbeginn mit massiven Raketen- und Drohnenangriffen. In dem Krieg beklagen auch die russischen Grenzregionen immer wieder Angriffe von ukrainischer Seite, wobei Opfer und Schäden in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen für Kiew stehen.
Moskau macht für den Beschuss im Grenzgebiet stets Kiew verantwortlich. Auch die Hauptstadt Moskau war am Wochenende erneut Ziel von Drohnenangriffen. Kiew gestand eine Beteiligung an diesen Attacken offiziell nicht ein.
Kreml: Drohnenangriffe gegen Moskau «Akt der Verzweiflung» Kiews
Der Kreml bezeichnete die jüngsten Drohnenattacken gegen die russische Hauptstadt Moskau und andere Teile des Landes als «Akt der Verzweiflung» der Ukraine. Kiew habe bei seiner Gegenoffensive keine Erfolge vorzuweisen und greife deshalb zu Terrorschlägen gegen zivile Infrastruktur, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge. Im Wolkenkratzerviertel Moskwa City waren bei einem Drohnenangriff in der Nacht zu Sonntag Bürogebäude beschädigt worden.
Russische Kommentatoren hatten nach den Drohnenattacken gemeint, dass Kiew versuche, auf diese Weise den westlichen Geldgebern irgendwelche Erfolge vorweisen zu können.
Nach Darstellung Peskows sind die Sicherheitsvorkehrungen wegen der Attacken verstärkt worden. Verteidigungsminister Sergej Schoigu teilte am Montag mit, Russland habe seine Schläge gegen jene ukrainischen Militärobjekte intensiviert, von denen aus «diese Terrorattacken» verübt würden.
(SDA)