Russland
Hafenanlagen in Ukraine getroffen - Anschläge auf russische Behörden

Die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Teile des Landes sind nach Behördenangaben erneut von Russland mit Drohnen angegriffen worden. In der Schwarzmeerregion Odessa traf ein Teil der Drohnen die Hafeninfrastruktur, wie die Flugabwehr am Mittwoch mitteilte.
Publiziert: 02.08.2023 um 17:33 Uhr
Bei den Angriffen wurde in Kiew auch ein Regierungsgebäude getroffen. Foto: Jae C. Hong/AP
Foto: Jae C. Hong

Polen stuft die Verletzung des Luftraums durch Hubschrauber aus Belarus als gezielte Provokation gegen das Land und die Ostflanke der Nato ein.

Die russische Kriegsmarine hält in der Ostsee nach Angaben aus Moskau ein Manöver mit mehr als 30 Schiffen und etwa 6000 Soldaten ab. In Russland sind erneut Kreiswehrersatzämter vor einer befürchteten neuen Mobilmachung für den Krieg in der Ukraine Ziele von Brandanschlägen geworden.

Kiew: 23 feindliche Drohnen abgeschossen

Bei den russischen Attacken seien insgesamt seien 23 Drohnen vernichtet worden. In Kiew seien zehn Kamikaze-Drohnen zerstört worden, teilte die städtische Militärverwaltung mit. Es habe keine Opfer oder ernsthafte Zerstörungen gegeben, hiess es.

Der Feind habe Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte bei Telegram die «Arbeit der heldenhaften Luftverteidigung». Laut Medien gab es aber im Hafen von Ismajil an der Donau Explosionen und Feuer. Mindestens ein Getreidesilo sei beschädigt worden.

Telefonat zwischen Putin und Erdogan

Das von Russland jüngst aufgekündigte Getreideabkommen war Thema eines Telefonats zwischen Kremlchef Wladimir Putin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch. Die Türkei hatte sich stets für die Weiterführung des Abkommens über den Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer eingesetzt.

Russland will das im Vorjahr von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelte Abkommen erst wieder einsetzen, wenn es seine Forderungen nach einer Lockerung bestimmter Sanktionen erfüllt sieht.

Rumänien verurteilt Angriffe auf Donauhäfen scharf

Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis hat am Mittwoch neue russische Angriffe auf ukrainische Donauhäfen scharf verurteilt und als «Kriegsverbrechen» bezeichnet.

«Russlands fortgesetzte Angriffe auf die zivile Infrastruktur an der Donau, in der Nähe Rumäniens, sind inakzeptabel. Das sind Kriegsverbrechen, die die Fähigkeit der Ukraine beeinträchtigen, ihre Nahrungsmittelprodukte an die Bedürftigen in der Welt zu leiten», schrieb Iohannis bei Twitter.

Polen warnt eindringlich vor gefährlicher Situation

Angesichts des Auftauchens von Hubschraubern aus Belarus im polnischen Luftraum sagte Vizeverteidigungsminister Wojciech Skurkiewicz am Mittwoch: «Das ist absolut gefährlich. Wenn solche Situationen vorkommen und eskalieren, wird unsere Reaktion dem Gefahrenpotenzial angemessen sein», wurde er von der Agentur PAP zitiert.

Polen informierte die Nato über den Vorfall und beschloss, weitere Truppen an die Grenze zu Belarus zu entsenden. Auch zusätzliche Hubschrauber sollten dort stationiert werden, sagte Skurkiewicz. Das Verteidigungsministerium in Minsk wies den Vorwurf der Luftraumverletzung zurück.

Moskau zeigt mit grossem Manöver Präsenz in der Ostsee

Bei der Übung «Ozeanschild 2023» gehe es um die Überprüfung der Bereitschaft der Flotte, Russlands nationale Interessen in der wichtigen Region zu schützen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch mit.

Ausser Kriegsschiffen seien Versorgungseinheiten und Flugzeuge im Einsatz. Beteiligt seien neben der Marine ausserdem verschiedene andere Truppenteile der Streitkräfte. Trainiert würden etwa Massnahmen zum Schutz des Seefunkverkehrs, der Küstenregionen und des Transports von Militärgütern. «Insgesamt ist geplant, mehr als 200 Kampfübungen zu absolvieren, darunter auch die praktische Anwendung von Waffen», hiess es weiter. Russland hatte mit Blick etwa auf die Aufnahme Finnlands in die Nato angekündigt, seine Präsenz im Ostseeraum zu verstärken.

London: Russland baut neue Truppen auf

Russland baut für den Krieg gegen die Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste erstmals in grösserem Massstab neue Kampfeinheiten auf. In den vergangenen zwei Monaten seien wahrscheinlich mehrere Formationen gebildet worden, darunter die 25. Armee, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.

Längerfristig strebe Russland jedoch eine Stärkung seiner Streitkräfte gegenüber der Nato an. «Ohne eine grosse neue Welle einer verpflichtenden Mobilmachung wird Russland wahrscheinlich nicht genug neue Truppen finden, um auch nur eine neue Armee zu versorgen.»

Anschläge auf russische Kreiswehrersatzämter

In Russland sind vor einer befürchteten neuen Mobilmachung für den Krieg in der Ukraine erneut Kreiswehrersatzämter Ziele von Brandanschlägen geworden. In der Nähe von St. Petersburg griff ein 76-Jähriger in Wsewoloschsk eine solche Militäreinrichtung mit Molotow-Cocktails an, wie das Internetnachrichtenportal Fontanka.ru am Mittwoch berichtete.

Die Internetplattform Baza berichtete zudem über weitere versuchte Brandanschläge in Maikop und Stawropol im Kaukasus, in Sestrorezk bei St. Petersburg und Moskau. In Wolgograd wurde eine 82-Jährige bei dem Versuch festgenommen, ein Militärkommissariat mit Molotow-Cocktails anzuzünden.

Schätzungen russischer Regierungsgegner zufolge gab es seit dem Kriegsbeginn über 130 Brandanschläge auf Regierungs- und Militärobjekte, davon 30 allein seit dem Wochenende.

Modelle berechnen kritische Zone bei Atomunfall in Saporischschja

Ein schwerer Atomunfall im frontnahen ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja würde laut wissenschaftlichen Modellen wahrscheinlich Landwirtschaft und Natur in Nachbarländern beeinträchtigen. Der Atomexperte Nikolaus Müllner stellte am Mittwoch in Wien einen Zwischenbericht zu seinen Forschungen vor.

Seine meteorologischen Modellrechnungen ergaben, dass ein Gebiet von 20 bis 30 Kilometern rund um das russisch besetzte AKW mit hoher Wahrscheinlichkeit so mit Cäsium verstrahlt wäre, dass eine Sperrzone eingerichtet werden müsste. Mit geringerer Wahrscheinlichkeit könnte sich diese Zone in gewissen Richtungen bis zu 200 Kilometer erstrecken, sagte er. Die Studie wurde von den Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) in Auftrag gegeben.

(SDA)

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