Mit aller Vehemenz und kriegerischer Rhetorik bekämpft der Schweizerische Gewerbeverband die Revision des neuen Radio- und TV-Gesetzes. Dies offenbar mit Erfolg: Gemäss der neusten SRG-Umfrage (Link) haben die Gegner knapp die Nase vorn – mit 47 zu 43 Prozent.
Und das obwohl die Billag-Abgabe bei einem Ja um rund 60 Franken sinken würde. Hat das Volk einfach die Schnauze voll von der SRG?
Blick.ch fragte bei Mark Eisenegger, Co-Leiter des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) nach. Dieses erforscht die Schweizer Medienlandschaft und gibt jährlich das «Jahrbuch Qualität der Medien» heraus.
Blick.ch: Herr Eisenegger, die RTVG-Revision droht gemäss neusten Umfragen zu scheitern. Woran liegt das?
Mark Eisenegger: Die Zwischenresultate unserer Medienanalyse zur RTVG-Berichterstattung zeigen ein ähnliches Resultat. Offenbar verfängt das Argument in der Bevölkerung zurzeit stärker als angenommen, dass es um die Einführung einer neuen Steuer geht. Dazu schadet die angezettelte Service-Public-Debatte eher den Befürwortern, vor allem auch deshalb, weil die Befürworter sich erst spät darauf eingelassen haben Allerdings ist es verfrüht, bereits jetzt von einem Scheitern der Vorlage auszugehen.
Das reicht nicht als Erklärung. Die SRG ist schlicht und einfach unbeliebt und viele Leute wollen ihr mit einem Nein einen Tritt ans Schienbein verpassen.
Diese These lässt sich wissenschaftlich nicht erhärten. Zusammen mit GfK Schweiz führen wir jedes Jahr eine grosse Reputationsstudie durch, bei der wir auch den Ruf der SRG untersuchen. In den letzten Jahren landete sie stets etwa im Mittelfeld der Unternehmen. 2015 ist sie auf Rang 27 von 52 platziert. Das ist ein guter Wert und er hat sich im Vergleich zum Vorjahr auch nicht verschlechtert.
Das soll gut sein? Bundesnahe Betriebe wie Swisscom, Post und SBB schliessen allesamt deutlich besser ab!
Seit Jahren erodiert die Glaubwürdigkeit der Medien – das ist ein internationaler Trend. Die «Lügenpresse»-Debatte, die vor allem in Deutschland geführt wird, schadet dem Journalismus enorm. Eine Platzierung im Mittelfeld ist deshalb ein guter Wert für ein Medienunternehmen. Zusammen mit der «NZZ»-Gruppe liegt die SRG im Vergleich zu anderen Medienkonzernen sogar an der Spitze.
In der Schweiz steht aber nun mal die SRG im Fokus. Egal ob Leserkommentare oder Social-Media: Es weht ihr ein rauer Wind entgegen.
Das beobachten wir auch. Ich bin allerdings überzeugt, dass es eine grosse Diskrepanz gibt zwischen der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung. Ein starker Service Public ist nach wie vor erwünscht und das publizistische Angebot der SRG wird in breiten Bevölkerungskreisen geschätzt. Die Radios SRF 1 und SRF 3 erzielten in der Medien-Markenstudie von Publicom Topresultate.
Sie verteidigen die SRG vehement. Kein Wunder, Sie sind von ihr abhängig, und haben für Studien grosszügig Gebührengelder kassiert.
Dieser Vorwurf ist völlig falsch. Seit 2012 hat das FÖG weder von der SRG noch vom Bundesamt für Kommunikation Gelder erhalten. Wenn man die Finanzierung unseres Forschungsinstituts zum Maßstab nimmt, müssten wir eigentlich gegen die RTVG-Vorlage optieren. Die meisten unserer Forschungsgelder stammen von privaten Unternehmen, die bei der Annahme der Vorlage zum Teil deutlich höhere Abgaben entrichten müssten. Es geht uns um die Sache.