Politikerinnen aller Couleur stören sich regelmässig an Lob oder Kritik über ihre Kleidung. Sie wollen – zu Recht – nicht an ihrem Äusseren gemessen werden. Bekommen sie nun magistrale Schützenhilfe? Und gar von einem Mann?
In der Romandie nämlich muss sich Verteidigungsminister Guy Parmelin (58) für seinen Stil rechtfertigen. Anlass für den Spott ist Parmelins Auftritt an der Patrouille des Glaciers am letzten Samstag. Mit rotem Sakko, kariertem Hemd und schwarzer Hose habe er nicht unbedingt «bella figura» gemacht, monierten gemäss einem Bericht von «Le Matin» verschiedene Besucher des Anlasses. «Monsieur Parmelin braucht dringend einen Stil-Coach», so die Reaktion.
Er kann es halt nicht besser
Worauf das Westschweizer Blatt ganz hilfsbereit bei Stilexperten nachfragte. Gemäss der Lausanner Image-Beraterin Miri Kajari merke man dem SVP-Bundesrat an, dass er sich sehr viel Mühe mit seiner Kleidung gebe – aber einfach nicht recht wisse, wie man sich gut anzieht.
Vor allem habe er keine Ahnung, wie man einzelne Stücke geschickt kombiniere. «Diese rote Jacke hat mich zum Lachen gebracht, sie geht überhaupt nicht zu dieser Hose und dem Hemd», so Kajari. Auch Gurt und Karohemd seien nicht vorteilhaft, und machten den Waadtländer zudem optisch ein paar Kilo schwerer. «Um schlanker auszusehen, würde ich ihm zu engen Jeans und Hemden mit Längsstreifen raten», so die Stil-Expertin.
Parmelin kümmert sich selber um seine Kleidung
Der SVP-Bundesrat brauche eindeutig eine Verjüngungskur, findet Kajari und macht Parmelin sogar ein grosszügiges Angebot: «Er soll bei mir vorbeikommen, ich berate ihn – gratis natürlich!»
Ein Angebot, das der Magistrat höflich abgelehnt hat. «Es ist sehr nett, aber Bundesrat Parmelin hat seinen eigenen Stil und kümmert sich lieber selber darum», zitiert «Le Matin» seinen Sprecher Renato Kalbermatten. Das rote Sakko zum Beispiel habe er ganz bewusst ausgesucht – als patriotisches Symbol.
In Bermudas zur Bundesratsreise
Parmelins Stil – oder der Mangel daran – war schon mehrfach Thema. Etwa, als er zur Bundesratsreise im Jahr 2016 mit Bermuda-Shorts, weissen Schuhen und schwarzen, hochgezogenen Socken aufgebrochen war. Oder als er Skirennfahrer Ramon Zenhäusern (25) an den Olympischen Winterspielen in Südkorea in einem sehr rustikalen Woll-Pullover zur Silbermedaille im Slalom gratulierte.
Mit Stilkritik kann Parmelin aber offenbar gut umgehen – er sei nicht etwa in Rage geraten, sondern habe das Ganze mit Humor genommen. Für die Walliser Stylistin Emmanuelle Chaussinand eine richtige Reaktion. Sie findet nämlich, dass die modischen Faux-pas dem Verteidigungsminister eine «zugängliche Note» gäben: «Es zeigt, dass er ist wie jeder andere auch.» Und das stimmt ja auch irgendwie: Im Geschäftsalltag immer sehr korrekt gekleidet, geben sich viele von uns an Anlässen, die Spass machen, etwas legerer. (sf)