Seit zwei Tagen wird in Bundesbern über die Trotzreaktion von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga diskutiert. Sie verliess nach einem angriffigen Votum von SVP-Nationalrat Roger Köppel den Nationalratssaal (BLICK berichtete). Die Fraktion folgte ihr.
Während die Magistratin seither schwieg, liess «Weltwoche»-Chef Köppel kaum eine Gelegenheit aus, seine Rede zu rechtfertigen. In seiner Zeitung doppelt er im Editorial nochmal nach.
Der seitenfüllende Text sei auch mit ein Grund gewesen, dass er den ersten Termin mit Nationalratspräsidentin Christa Markwalder nicht habe wahrnehmen können: Er habe zurück nach Zürich fahren müssen, um zu arbeiten.
Inhaltlich meint Köppel, er habe eine «kritische Rede» gehalten. Ob der Reaktion der Bundesrätin gibt er sich «enttäuscht», denn er hätte sich «kritische Nachfragen gewünscht» zu seinen «fraglos zutreffenden und begründeten» Feststellungen, meint er selbstgefällig.
Der Abgang Sommarugas hingegen wirke «entlarvend peinlich», weil die «Volkserzieherin» überempfindlich auf Kritik reagiere.
Köppel hält fest, dass er die Berner Justizministerin im Dezember gewählt habe und findet deshalb: «Als ihr Wähler bin ich auch ihr Vorgesetzter.» Deshalb versucht er den Spiess umzukehren und fragt: «Ist es nicht ein Affront, einfach zu gehen, während der Chef noch redet?»
Köppel wirft Sommaruga «wohleinstudiertes Theater» vor
Fast schon beleidigt findet Köppel, nicht er habe Sommaruga persönlich angegriffen, «vielmehr hat sie mich mit ihrem wohleinstudierten Theater persönlich attackiert». Sie inszeniere sich als Opfer einer Diffamierung, die nie stattgefunden habe, um ihren Kritiker zu diffamieren
Der Zürcher beendet seine Schmähschrift mit den Worten: «Der selbstgewählte Rückzug in den Schmollwinkel bleibt eine beliebte Angriffswaffe von Frauen und von Bundesräten». Warum Frauen und Bundesräte? Die Antwort darauf bleibt Köppel schuldig.