Rösti kritisiert Mühleberg-Aus
«Dieser Fehlentscheid belastet uns noch heute»

Energieminister Albert Rösti hält die Diskussion über eine Aufhebung des Bauverbots für Kernkraftwerke für müssig, «wenn nicht sogar kontraproduktiv». Es dürfe aber keinen zweiten «Fall Mühleberg» geben.
Publiziert: 16.09.2023 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2023 um 10:57 Uhr
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Die Schweiz braucht laut Energieminister Albert Rösti (SVP) nicht «um jeden Preis» ein Stromabkommen mit der EU. «Es wäre ein Beitrag zugunsten einer sicheren Versorgung, aber keine Garantie für Krisenzeiten», so Rösti. (Archivbild)
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE

Eine Diskussion über neue Atomkraftwerke sei heute «müssig», sagte Energieminister Rösti in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». «Ich habe im Moment wirklich gar kein Interesse, eine Debatte über die Kernkraft loszutreten. Meine persönliche Haltung zu diesem Thema ist bekannt, es ist auch kein Geheimnis, dass ich mich als Nationalrat gegen die Energiestrategie eingesetzt habe.»

Hingegen wird Rösti deutlich, was er von der Abschaltung des AKWs Mühleberg hält. «Dieser Fehlentscheid belastet uns noch heute.» Dass die BKW 2019 das Kernkraftwerk Mühleberg abgeschaltet habe, sei «eigentlich unglaublich». «Sie hat der Schweiz damit 3 Terawattstunden entzogen – und der Kanton Bern als Eigentümer hat einfach zugeschaut.» Das dürfe sich nicht wiederholen. «Bund, Kantone und Konzerne sind sich einig, dass wir die bestehenden Werke so lange betreiben müssen, wie die Sicherheit gewährleistet ist.»

Stromabkommen: Nicht um jeden Preis

Die Schweiz braucht laut Energieminister Albert Rösti (SVP) nicht «um jeden Preis» ein Stromabkommen mit der EU. «Es wäre ein Beitrag zugunsten einer sicheren Versorgung, aber keine Garantie für Krisenzeiten», so Rösti. Nur wegen des Stromabkommens werde der Bundesrat in den Gesamtverhandlungen mit der EU keine grossen Konzessionen machen, sagte der Energieminister in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». 

Ein Stromabkommen der Schweiz mit der EU sei frühestens 2025 «realistisch», sagte Rösti. «Sicher ist, dass das Abkommen nicht vor 2025 in Kraft treten kann, weil vorher der politische Prozess stattfinden müsste.» Trotz Zuversicht plädierte Rösti im Interview dafür, dass die Schweiz sich gegen eine unerwartet harte Umsetzung der 70-Prozent-Regel, die die Schweiz ausschliesst, wappnen müsse.

Ohne sichtbare Eingriffe in die Landschaft geht es nicht.

Rösti will bis in gut zehn Jahren den Ausbau von drei bis fünf Terawattstunden erneuerbaren Strom erreichen - so sollen Wintermangellagen vermieden werden. «Das Allerwichtigste ist, dass wir aus dieser Situation einer drohenden Mangellage im Winter herauskommen», so der Energieminister. «Das geht im Moment einzig mit Sonne, Wind und Wasser. Wir haben keine andere Wahl.» Das dauere aber bis 2030 oder 2035.

Der Kernkraftwerk-Gegnerschaft wolle er bezüglich des Widerstands gegen Energiebauprojekte in Erinnerung rufen, dass auch die Produktion erneuerbaren Stroms Nachteile mit sich bringe, sagte Rösti. «Ohne sichtbare Eingriffe in die Landschaft geht es nicht. Die nächsten vier, fünf Jahre sind entscheidend. Sie werden zeigen, wie gross der Widerstand ist.» Sei der zu gross, «wäre die Energiestrategie gescheitert. In diesem Fall werde ich reagieren und aufzeigen, welche anderen Optionen es gibt.» (SDA/bro)

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