Er hat es wieder nicht geschafft: 1400 Stimmen haben Roberto Martullo (57) gestern zum Einzug in den Zürcher Kantonsrat gefehlt. Der Unternehmer hatte im Bezirk Meilen für die Volkspartei kandidiert.
Halb so tragisch, könnte man sagen. So wie ihm erging es schliesslich Hunderten. Doch Martullo ist nicht irgendein SVP-Kandidat – sondern der Schwiegersohn von SVP-Übervater Christoph Blocher (78), verheiratet mit dessen Tochter Magdalena Martullo-Blocher (49), SVP-Vizepräsidentin und Nationalrätin.
Während es seine Ehefrau, die erfolgreiche Ems-Chemie-Chefin, als Quereinsteigerin gleich im ersten Versuch in den Nationalrat schaffte und der Schwiegervater einer der bekanntesten Schweizer Politiker ist, will es mit Martullos Polit-Karriere einfach nicht klappen. Schon drei Mal hat er Anlauf aufs Kantonsparlament genommen – drei Mal ist er gescheitert.
Auch der Doppelname half nichts
Dabei hat Blochers Schwiegersohn vieles versucht: 2011 noch als Martullo angetreten, probierte er 2015 den Kantonsrats-Einzug mit Doppelnamen – wohl in der Hoffnung, die Popularität des Schwiegervaters strahle auf ihn ab. Zudem blätterte er rund 30'000 Franken für ein 30 Quadratmeter grosses Wahlplakat an der Hauptverkehrsader der Goldküste hin. Für mehr als Rang 8 reichte allerdings auch das nicht.
Zwei Anläufe auf ein Amt in der lokalen Schulpflege scheiterten ebenfalls. Das höchste politische Amt, das Martullo bisher bekleidete, war das des SVP-Ortspräsidenten. Doch auch hier kams zur Schlappe: 2013 musste Martullo nach drei Jahren wegen interner Querelen zurücktreten. Er hatte sich unter anderem öffentlich für die Abzocker-Initiative ausgesprochen – und sich damit gegen seinen Schwiegervater gestellt.
Zudem schaffte sich Martullo nicht nur inhaltlich, sondern auch mit seiner Art parteiintern Gegner. Der Sohn italienischer Gastarbeiter sei sehr temperamentvoll, berichteten Vertraute in der Vergangenheit. Martullo liebe die Konfrontation, Widerspruch werde nicht geduldet.
Kampf gegen Steuererhöhung machte ihn bekannt
Doch auch ohne politisches Amt weiss Martullo sich öffentlichkeitswirksam politisch in Szene zu setzen. So machte er weit über den Zürichsee hinaus Schlagzeilen, als er sich mit Händen und Füssen gegen eine Steuererhöhung in Meilen wehrte.
Einmal kündigte Martullo an der entscheidenden Gemeindeversammlung aus heiterem Himmel eine millionenschwere Nachzahlung an, einmal wedelte er vielsagend mit seinem Portemonnaie, das «dünner geworden» sei. Beim dritten Mal allerdings, an der Versammlung vergangenen Dezember, half alles nichts mehr: Martullo unterlag. Schon wieder.