Das war der Digitaltag 2019
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«Ein wichtiger Event»:Das war der Digitaltag 2019

Riesiges Interesse am Digitaltag
Jeder kann noch was lernen!

Der gestrige Digitaltag war gestern in der ganzen Schweiz ein voller Erfolg. Dabei zeigte sich: Egal in welchem Alter, man hat nie ausgelernt.
Publiziert: 03.09.2019 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2019 um 10:09 Uhr
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In der Halle des Zürcher Hauptbahnhofs herrschte am 3. Digitaltag reger Betrieb.
Foto: Philippe Rossier
Sermîn Faki, Martin Bruhin, Leutrim Spahija, Cinzia Venafro

Ein bekanntes Sprichwort lautet: «Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr» – von dem wohl bald niemand mehr redet. Denn der technologische Wandel geht heute so schnell, dass das in Kindheit und Jugend erworbene Wissen nicht erst beim ­Renteneintritt hoffnungslos überholt ist. Man kann sich also nicht mehr auf das Gelernte aus Schule und Ausbildung verlassen, sondern wird immer Neues lernen müssen.

Selbst im Bundesrat hat sich diese Erkenntnis durchgesetzt: Auch er lerne im Bundesrat immer dazu, sagte Guy Parmelin (59) am Rand des Digitaltags und fügte hinzu: «Englisch zum Beispiel.» Humor hat der Wirtschaftsminister bewiesen, wird er doch immer wieder für seine mangelnden Fremdsprachenkenntnisse kritisiert. Und er hat nebenbei gezeigt, dass Lernen Spass machen kann.

Parmelin war nicht der einzige Bundesrat am Digitaltag. Es waren grad drei: Bundespräsident Ueli Maurer (68) eröffnete den Digitaltag hochoffiziell auf dem Berner Bahnhofplatz – volksnah und träf mit dem Worten: «Digitalisieren Sie gut!»

Die Angst, abgehängt zu werden

Parmelin und Medienministerin Simonetta Sommaruga (59) wiederum nahmen an «tell»-Debatten teil. An diesen Gesprächsrunden – 18 Stück gab es im ganzen Land verteilt – konnten Herr und Frau Schweizer mit Experten über ihre Hoffnungen und Ängste rund um die Digitalisierung diskutieren.

«Ja, man hat schon Angst, abgehängt zu werden», meinte etwa Beate Hofstetter (53), die spontan in Bern an einer «tell»-Runde «hängen blieb», wie sie sagte. «Wenn man sieht, was die Jungen mit den Handys alles anstellen können – das ermutigt einen selbst nicht gerade.»

Das war das wirklich Neue am Digitaltag: Stand bei den ersten beiden Ausgaben die Innovation im Zentrum, so widmete sich der diesjährige Tag vor allem den sozialen Aspekten des technologischen Wandels. Was macht die Digitalisierung mit uns, was machen wir mit ihr?

Schweiz hinkt in digitaler Ausbildung hinterher

Ganz bewusst wollte die Standort-Initiative Digitalswitzerland, die den Tag durchführt, die Menschen in der Schweiz dieses Jahr aktiv einbeziehen und eine breite Diskussion anstossen. Zum einen, um den abstrakten Begriff – wer weiss schon, was Digitalisierung genau ist? – fassbar zu machen. Zum anderen, weil der technologische Wandel eben auch Ängste und Unsicherheiten hervorruft.

Nicht jeder findet die Veränderung so toll wie Walter Hauser (73) aus Wallisellen ZH, der im Zürcher Hauptbahnhof die Ausstellung besucht. «Ich interessiere mich besonders für moderne Zahlungssysteme wie Twint», erzählt er begeistert. Für ihn ist klar: «Man hat nie ausgelernt. Nur so bleibt man jung.»

So wie Walter Hauser ticken nicht viele: Eine aktuelle Studie von Adecco, einem der grössten Personaldienstleister der Welt, hat gezeigt, dass nur 19 Prozent der Schweizer Arbeitnehmer in letzter Zeit Fähigkeiten erworben haben, die man in der digitalen Welt braucht. Global sind es 38 Prozent. Die Schweiz, sonst überall Spitze, liegt hier für einmal nicht vorne.

«Erheblicher Umschulungs- und Fortbildungsbedarf»

Um für die Notwendigkeit und die Chancen der stetigen Weiterbildung zu sensibilisieren, hat die Digitalswitzerland gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband anlässlich des 3. Digitaltags die Kampagne «Lifelong Learning. Deine Chance fit zu bleiben» lanciert. Über die Hälfte der Erwerbstätigen hat «erheblichen Umschulungs- oder Fortbildungsbedarf», wie Marc Walder (54), Ringier-CEO und Gründer von Digitalswitzerland, sagte. «Und zwar nicht irgendwann, sondern in den nächsten drei Jahren!»

Doch die Arbeitgeber wollen ihre Angestellten damit nicht allein lassen. Mehr als 125 Unternehmen – darunter auch Ringier – haben gestern darum ein Versprechen abgegeben. Sie verpflichten sich, ihre Angestellten beim lebenslangen Lernen zu unterstützen: Etwa durch die Anerkennung von neuen Weiterbildungsformen, die nicht unbedingt in einem Fähigkeitszeugnis münden müssen. Oder dadurch, jedem Mitarbeiter unabhängig von Ausbildung, Alter oder beruflicher Perspektive, Umschulungen und Weiterbildungsprogramme zur Verfügung zu stellen, um die ­digitale Fitness zu verbessern. Und damit die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Und die stehen gar nicht so schlecht. Zwar schätzen Studien, dass durch die Robotisierung und Automatisierung der Arbeitswelt etwa 20 Prozent der heutigen Stellen verloren gehen. Aber genauso viele werden entstehen – nur eben in anderen Bereichen.

Müssen wir jetzt alle also Programmieren lernen? «Nicht alle», sagte Bundespräsident Maurer bei seiner Rede am ­Digitaltag. «Aber wir alle sollten verstehen, was Programmieren ist und was hinter all diesen technischen Entwicklungen steckt.»

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