Am Donnerstagabend muss es in Märstetten TG hoch hergegangen sein. In der Mehrzweckhalle mit dem Namen Weitsicht fand die Gemeindeversammlung statt. Und das, wenn man der «Thurgauer Zeitung» glauben darf, überaus chaotisch. So wurde die Presse ausgeschlossen – und Vize-Gemeindepräsident Heinz Nater (SVP) verkündete seinen Rücktritt aus der Exekutive. Es ist der dritte innert weniger Wochen.
Das zeigt: In Märstettens Gemeinderat hängt der Haussegen nicht nur schief, sondern er hängt gar nicht mehr. In der Thurgauer Exektutive gibt es zwei Lager, die sich mittlerweile spinnefeind sind.
Schon unter schlechtem Stern gestartet
Angefangen hat alles vor knapp 18 Monaten, als Susanne Vaccari-Ruch (parteilos) zur neuen Gemeindepräsidentin gewählt wurde. Ein paar Monate später warf sie ihrem Vorgänger Jürg Schumacher vor, mit ihr keine richtige Amtsübergabe gemacht und ein Chaos im Büro hinterlassen zu haben. Was dieser von sich wies.
Und der Zoff ging weiter. Mitte September erhielten die Märstetter Haushalte ein Flugblatt von vier Gemeinderäten und einer Ex-Gemeinderätin. Sie griffen Vaccari-Ruch an – diese würde «wichtige Entscheide, insbesondere budgetrelevante Geschäfte, ausserhalb des Gremiums und ohne Rücksprache» entscheiden, hiess es.
«Mobbing hinter verschlossenen Türen»
In einem Interview konterte Vaccari-Ruch – das seien alles Lügen. «Was ich hier täglich erlebe, ist Mobbing hinter verschlossenen Türen. Von Anfang an hat man versucht, mir das Leben schwer zu machen», sagte sie. Die Wahrheit sei, dass eine Mehrheit des Gemeinderates nicht arbeite und sich ausschliesslich mit persönlichen Befindlichkeiten befasse. Sie hätten keine Erfahrung in der Erarbeitung komplexer Geschäften und sie zeigten auch keine Bereitschaft, dies zu erlernen.
An der Gemeindeversammlung am Donnerstag nun platzte ihr der Kragen, nachdem der abtretende Vize-Gemeindepräsident Nater sie nochmals harsch kritisiert hatte. Gemäss Anwesenden zeigte sie die Unfähigkeiten von drei Gemeinderatskollegen auf. Etwa, dass Laptops «vergessen gehen», damit das nicht erstellte Budget nicht auffällt.
«Sie hat drei viertel Stunden lang den Chropf geleert», so eine Märstetterin gegenüber der «Thurgauer Zeitung». «Wahnsinn, was sie alles mitmachen musste. Ich glaube, es gibt nicht viele Männer, die das durchgestanden hätten.»
Märstetten hat schon lange Probleme
Die Gemeindeversammlung schaffte es sogar in die sozialen Medien. Einwohner Reto Schubnell twitterte: «Die Frauen stellen die alten Märstetter so richtig in den Senkel. Der ganze Saal ist ruhig.»
Er sprach zudem von Filz, Mobbing und votierte für eine Fusion mit Weinfelden. Das würde ja vielleicht wirklich Sinn machen. Denn schon Vaccari-Ruchs Vorgänger Schumacher sagte, auch er habe Mobbing erlebt und fast ein Burn-out erlitten. Bereits seine Vorgänger hätten es schwer gehabt im Amt. Es scheine kein gutes Karma für das Präsidium der politischen Gemeinde zu herrschen. (sf)