Strubbelfrisur, schwarze Brille, eine lispelnde Stimme. Richard Szostak ist der Prototyp eines Strebers. Mit seinen 32 Jahren hat der Pole bei der Europäischen Union eine beeindruckende Karriere gemacht.
Er befindet sich im «Team Juncker», hat also einen engen Draht zum EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. Und nun soll er mit unserem Staatssekretär Mario Gattiker über eine Anpassung des Personenfreizügigkeitsabkommens verhandeln.
Der junge Datenschutzexperte besuchte eine britische Elite-Universität und spricht deshalb auch ganz passabel Englisch.
Polnischer Pass als Vorteil für die Schweiz?
Als Vorteil für die Schweiz könnte sich seine Nationalität erweisen. Denn als Pole dürfte er über einen guten Draht zu seinem Landsmann Donald Tusk verfügen. Der EU-Ratspräsident ist eine Schlüsselfigur für die Schweizer Interessen.
Diese vertritt Mario Gattiker. Der zurückhaltende Beamte steht vor einer Herkules-Aufgabe. Doch hört man sich im Bundeshaus um, wird ihm einiges zugetraut.
«Er ist absolut der richtige Mann für diesen Job», sagt etwa CVP-Nationalrat Gerhard Pfister. Der am rechten Rand seiner Partei politisierende Zuger attestiert Gattiker «eine sehr hohe Fachkompetenz und politisches Geschick». Dazu sei er loyal, umgänglich und zuweilen auch humorvoll.
Der Enkel eines FDP-Nationalrats kennt das «Ausländer»-Dossier bestens. Bevor er 2001 beim Bundesamt für Migration begann, leitete der vierfache Vater während zehn Jahren die Rechtsabteilung des Hilfswerks Caritas. Dabei beriet er etwa Asylsuchende.
SVP-Brand: Gattikers Kompetenz «unbestritten»
Der Vorwurf, er sei ein «Linker» wies Gattiker bei seinem Amtsantritt von sich. «Ich bin heute sicher kein Linker, denn in ideologisch motivierten Positionen finde ich mich nicht wieder, egal, ob links- oder rechtsorientiert», sagte er der «WOZ».
Balthasar Glättli, Fraktionschef der Grünen hebt dennoch seine Qualitäten hervor. Bei der Beschleunigung der Asylverfahren habe Gattiker versucht, «pragmatische und funktionierende Kompromisse» zu erreichen.
Sogar aus der SVP, die ständig gegen Sommaruga stänkert, kommt Lob. Für Nationalrat Heinz Brand ist Gattikers Fachkompetenz «unbestritten». Im Ringen mit Brüssel brauche es aber auch Durchsetzungsvermögen.
«Ich gehe davon aus und erwarte, dass er hart verhandeln und versuchen wird, das bestmögliche herauszuholen», meint er. Ob er erfolgreich ist, sei angesichts der schwierigen Ausgangslage aber fraglich. (vuc)