Der Aargau steht vor einem spannenden Ständeratswahlkampf. Nach dem Doppelrücktritt von Pascale Bruderer (41, SP) und Philipp Müller (65, FDP) stehen gleich beide Sitze zur Disposition.
Gestern kündigte SonntagsBlick an: Der freisinnige Nationalrat Thierry Burkart (43) wird kandidieren und in den nächsten Tagen offiziell ins Rennen steigen. Heute folgte nun die offizielle Bestätigung: «Nach vielen sehr motivierenden Gesprächen in- und ausserhalb der Partei habe ich einen Entscheid gefällt: Ich stelle mich meiner Partei als Ständeratskandidat zur Verfügung», schreibt Burkart auf Twitter. «Es wäre mir eine Freude und Ehre, unseren Kanton im Stöckli vertreten zu dürfen.»
Profilierter Verkehrspolitiker
Burkart sitzt seit 2015 in der grossen Kammer und ist ein heisser Kandidat. Der TCS-Vizepräsident hat sich rasch einen Namen als Verkehrspolitiker gemacht.
Zu seinen wichtigsten Erfolgen gehört ein Vorstoss, wonach das Rechtsvorbeifahren auf Autobahnen erlaubt werden soll. Das Parlament hat grünes Licht dafür gegeben. Auch sein Vorschlag, dass Motorfahrzeuge mit Anhänger und Wohnwagen auf der Autobahn 100 statt nur 80 Stundenkilometer fahren dürfen, kam durch.
Bei der Postauto-Affäre gehörte der FDP-Mann zudem zu den Wortführern.
Klar ist: Im bürgerlichen Rüebliland hat Burkart sehr gute Wahlchancen. Er muss sich aber noch dem parteiinternen Duell stellen, weil auch Ratskollege Matthias Jauslin (56) Interesse angemeldet hat. Der Unternehmer sitzt ebenfalls seit 2015 im Nationalrat. Doch allen in der Partei ist klar, dass Jauslin gegen Burkart keine Chance hat.
Die SP wills auch wissen
Ein Spaziergang wird die Wahl für Burkart trotzdem nicht. Denn auch die SP steigt mit den Nationalräten Cédric Wermuth (32) oder Yvonne Feri (52) in die Ausmarchung, die SVP mit Hansjörg Knecht (58) und die CVP mit Grossrätin und Ex-CVP-Schweiz-Sprecherin Marianne Binder (60).
Die Grünen, GLP und BDP werden ebenfalls mit eigenen Kandidaten in den Wahlkampf um die kleine Kammer steigen. Allerdings geht es bei den Kleinparteien mehr um Werbung für ihre Nationalratskandidaten als um echte Wahlchancen.
Harter Kampf in Luzern
Doch nicht nur im Aargau wird ein harter Kampf erwartet. Zur Sache wird es auch bei den Nachbarn in Luzern gehen. Dort hat Konrad Graber (60, CVP) völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt. Damit droht dem Gründungskanton der Konservativen eine historische Schlappe. Es ist nämlich gut möglich, dass die Luzerner CVP, die seit 1871 einen Vertreter ins Stöckli schickt, ihren Sitz verliert.
Für die SVP könnte Franz Grüter (55) die CVP herausfordern. Dem Unternehmer wird attestiert, dass er einen Anwärter der Christdemokraten besiegen könnte. Zumal die CVP nicht über ein grosses Reservoir von Bewerbern verfügt, denen zugetraut wird, im Oktober kommenden Jahres einfach durchzumarschieren.
Keine Chance in Zürich
Während sich die Rechtspartei in der Zentralschweiz die Hände reibt, steht sie im Kanton Zürich vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Dort sitzen Ruedi Noser (57, FDP) und Daniel Jositsch (53, SP) fest im Sattel. Ein Angriff ist eine «Mission impossible».
Trotzdem kann es sich die wählerstärkste Partei im grössten Stand nicht leisten, einfach abseits zu stehen. Sie muss deshalb jemanden finden, der bereit ist, in die Hosen zu steigen, obwohl eine Niederlage fast unvermeidlich ist.
Die SVP hat diese Person jetzt gefunden. «Ich stehe für eine Ständeratskandidatur zur Verfügung», sagte Nationalrat Alfred Heer (56) im SonntagsBlick. Er sei bereit, die Herausforderung anzunehmen, wenn ihn die Partei nominiere.