Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schäumte, als letzte Woche bei der Türkei-Demonstration ein Plakat mit seinem Konterfei und der Aufschrift «Kill Erdogan» mitgeführt wurde. Als Folge mussten letzte Woche der Schweizer Botschafter und seine Stellvertreterin in Ankara antraben. Jetzt hat die Reitschule Bern nachgelegt, denn dort werden seit Donnerstag T-Shirts mit demselben Aufruf verkauft, schreibt «Der Bund».
«Niveaulose Lappalien»
«Es ist möglich, dass seitens der Türkei nun erneut wütend reagiert wird», sagt Roland Büchel, Präsident der Aussenpolitischen Kommission im Nationalrat. Er gehe aber davon aus, «dass Bundesrat Burkhalter, Botschafter Haffner und dessen Nummer zwei bereits am letzten Wochenende klargemacht haben, dass derart niveaulose Lappalien mit der offiziellen Schweiz nichts zu tun haben». Es wäre deshalb unnötig und falsch, müsste der Schweizer Botschafter erneut bei den Türken zu Kreuze kriechen.
Der SVP-Aussenpolitiker aus St. Gallen empfiehlt deshalb der türkischen Seite, ruhig zu bleiben, denn eine erneute Eskalation «gäbe den Reitschul-Buben einmal mehr die Aufmerksamkeit, die sie suchen».
Eine kontraproduktive Aktion
SP-Nationalrat und Ex-Spitzendiplomat Tim Guldimann (ZH) sieht das konträr: «Mit solchen radikalen Aktionen erreichen die linksautonomen Kreise das Gegenteil von dem, was sie wollen.» Das sei Wasser auf die Mühlen von Erdogan, der wisse, wie dies innenpolitisch für die Abstimmung über seine Verfassungsreform auszuschlachten sei.
Gleich sieht es sein SP-Parteikollege Matthias Aebischer. «Wer nach dem Eklat mit dem Plakat nicht verstanden hat, dass er mit solchen Aktionen nur Erdogan in die Hände spielt, dem ist nicht mehr zu helfen», sagt der Berner.
Es bleibt also abzuwarten, ob die türkische Seite auf die Verkaufsaktion der Reitschule erneut so dünnhäutig reagiert, wie sie es letzte Woche getan hat.