Reise quer durch Europa
Diese Cowgirls retten Schlachtpferde

Ginge es nach seinem Besitzer wäre Pferd Lapo (12) bereits Salami oder Ghackts in der Lasagne. Dank Karen Hardy (45) und Tochter Olivia (17) reitet er jetzt durch ganz Europa.
Publiziert: 22.02.2013 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:59 Uhr
Von Nadine Chaignat

Seit Februar sind die beiden Cowgirls aus Santa Fe (USA) unterwegs. Ihr Ziel: «Wir wollen die Menschen aufmerksam machen auf den respektlosen Umgang mit Pferden», so Karen. Auf einem einschlägigen Pferdemarkt in der Nähe von Varese (I) kauften sie Lapo und zwei weitere Pferde, die eigentlich als Schlachtpferde verkauft werden sollten. «Lapo ist ein grosses, wunderschönes Pferd im besten Alter», sagt Karen, «es ist schwierig zu glauben, dass jemand ihn wegwerfen will.»

Halt in der Schweiz

Jetzt stehen die drei ehemaligen Schlachtpferde auf einer Weide im Bündnerland. Gestern kam der Trupp in der Schweiz an. Karen Hardy, Cowgirl von Beruf, hält Lapo am Zügel. Zuhause in den USA besitzt sie zwanzig Pferde. Wenn sie mit Lapo spricht, erinnert die Szene an den Pferdeflüsterer.

Wenn sie im Sattel sitzt, sieht es aus, als wäre das Cowgirl ganz mit dem Pferd verwachsen. « Es geht nicht nur darum, dass Pferde geschlachtet werden, sondern darum: Wie werden sie vorher behandelt», sagt sie.

Pferdefleisch billiger als Tomaten

 Bündnerin Dolma Bamert (33) beherbergt Karen und Olivia während ihrem Aufenthalt in der Schweiz. Auch sie hat bereits über 40 - zum Teil trächtige - Pferde Händlern abgekauft, weitervermittelt und so vor dem Tod bewahrt. «Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Man könnte weinen.»

In Frankreich bezahlte sie 420 Franken für Schlachtpferd Norbu, das sie gleich selbst behalten hat. «90 Eurocent pro Kilo kostete er», sagt sie, «Wenn man überlegt, wie viel Tomaten pro Kilo kosten, die sind viel teurer. Es gibt einfach zu viele Pferde und eine zu kleine Nachfrage.»

Schlimm findet Dolma Bamert , unter welchen Bedingungen die Pferde durch Europa gekarrt werden: «Wenn man Pferde 20 Stunden am Stück transportiert, ohne Wasser, ohne Futter, und die kollabieren, brechen sich die Hacken. Alles nur, um noch so viel Geld wie möglich aus den Pferden rauszuschlagen.»

Zu viele Pferde, zu wenig Pferdefleischesser

Der Pferdefleisch-Skandal wundert sie nur wenig: «98% aller Pferde werden an Händler verkauft, weil niemand sie will. Diese transportieren sie in Metzgereien, vor allem in Italien. Doch wenn man sieht, in wie wenig Länder Pferdefleisch gegessen wird - da habe ich mich auch schon gefragt: Was passiert eigentlich mit all dem Fleisch? Jetzt haben wir eine Antwort darauf!»

Reise quer durch Europa

Karen und Olivia reisen heute weiter nach Deutschland. In sechs Monaten wollen sie Uffington in England erreichen. Dort befindet sich eine Pferdeabbildung aus dem 5. Jahrhundert. Danach suchen sie für die drei geretteten Schlachtpferde einen neuen, guten Besitzer.

Dass sich ihre Reise ausgerechnet mit dem Pferdefleisch-Skandal in Europa trifft, ist für sie ein Glücksfall: «Wir investierten uns und es interessierte kaum jemanden. Dadurch, dass das aufgedeckt worden ist, ist unser Anliegen wichtig geworden.»

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