Reiche Ausländer
Aufenthaltsbewilligung für 102'000 Franken

Das Beispiel Ungarn zeigt: Für 60'000 Euro kommt man zu einer EU-Aufenthaltsbewilligung. In der Schweiz muss man mindestens 100'000 Franken pro Jahr hinblättern.
Publiziert: 04.12.2016 um 19:33 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2019 um 21:38 Uhr
Foto: KEY
Cyrill Pinto

Wer Geld hat, für den ist es ganz einfach. Reiche Ausländer kommen durch die Pauschalbesteuerung ganz einfach zu einer Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz und damit im ganzen Schengenraum. 

«Erfahren Sie die Vorteile der Pauschalbesteuerung im Wallis» wirbt zum Beispiel das Treuhandbüro Fiduciaire Rhodanienne SA in Siders um reiche Ausländer. Wer als Ausländer seinen Steuersitz ins Wallis verlegen möchte, muss bloss vor allem eins sein: reich.

Wer ein Vermögen von mindenstens einer Million Franken, sowie mindenstens ein jährliches Einkommen von 250'000 Franken aufweisen kann, kommt laut dem Walliser Treuhänder in den Genuss der Pauschalbesteuerung im Wallis. Ein Verheiratetes Paar kommt laut der Erfahrung des Walliser Treuhänders auf eine Gesamt-Steuerbelastung von rund 102'000 Franken.

Die Vorteile für die Wohnsitznehmer aus dem Ausland liegen laut dem Treuhänder auf der Hand: Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Einkommenssteuer mässig, man bezahlt keine Vermögenssteuer und der Erwerb von Immobilien unterliegt nicht der Lex Koller.

Aber das grösste Plus und wahrscheinlich das Hauptargument bei den meisten Kunden des Walliser Treuhänders: «Eine Aufenthaltsgenehmigung können von uns bei den zuständigen Behörden ausgehandelt werden – kontaktieren Sie uns!»

Ein spezieller Passus im Ausländergesetz macht diese Werbung bei reichen Ausländern möglich. Der erlaubt die Genehmigung einer Aufenthaltsbewilligung, solange es um wichtige öffentliche Interessen geht». Und dazu gehört offenbar auch das Aufbessern der Staatskasse durch Steuerflüchtlinge aus dem Ausland.

Viele Ausländer machen von dieser Möglichkeit Gebrauch, allen voran reiche Russen. Insgesamt 481 Personen erhielten aufgrund dieser Ausnahmeregel eine Bewilligung der Behörden. Darunter sind 148 Russen.

Beispiele aus anderen Ländern zeigen. Oft sind unter den Steuerflüchtlingen, die gleichzeitig zu einer Aufenthaltsbewilligung im Schengenraum kommen, zwielichtige Gestalten. So sah sich Ungarn, das Aufenthaltsbewilligungen für netto 60'000 Euro anbietet, plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass ein vom FBI und Interpol gesuchter Saudi zu einem Aufenthaltstitel kam.

Laut Tages-Anzeiger waren auch Schweizer Treuhänder beim Erwerb von Immobilien zur Wohnsitznahme in Ungarn aktiv.

Das Nachrichtenmagazin «10vor10» machte im August das Beispiel eines reichen Russen, wohnhaft im Kanton Zug, öffentlich. Er kam in den Genuss der Sonderbewilligung. Nachbarn sagten aber aus, dass der Mann fast nie in seinem Haus anzutreffen ist. Eine der Bedingungen, den Lebensmittelpunkt in der Schweiz, erfüllt der Mann damit nicht.

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