2004 wurde Regula Rytz mit einem Zufallsvorsprung in die Berner Stadtregierung gewählt. 2008 bestätigte sie das Volk mit dem besten aller Resultate im Amt: Die beliebte Grüne schlug in der Wählergunst sogar den damaligen Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät (SP).
Das rot-grüne Lager schätzte sie als verlässliche Kämpferin für ökologische, feministische und gewerkschaftliche Anliegen. Bürgerliche Stadtpolitiker lobten sie für ihre unkomplizierte Dialogfähigkeit und bescheinigten ihr als städtische Tiefbau- und Verkehrsdirektorin hohe Fachkompetenz.
2011 schaffte sie die Wahl in den Nationalrat, wo sie in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen Einsitz nahm. Weil ein Doppelmandat für sie nicht in Frage kam, verzichtete Rytz 2012 nach zwei Legislaturperioden auf eine erneute Kandidatur für den Stadtberner Gemeinderat.
Keine Wahl in den Ständerat
Seit 2012 präsidiert Rytz die Grünen Schweiz, zunächst im Co-Präsidium mit der Waadtländerin Adèle Thorens, seit 2016 als alleinige Präsidentin. Als Grünen-Chefin hat sie sich mit Dossiersicherheit, Hartnäckigkeit und Fingerspitzengefühl bis ins bürgerliche Lager Respekt verschafft.
Bisheriger Höhepunkt ihres Präsidiums war der spektakuläre Erfolg der Grünen bei den Wahlen vom 20. Oktober. Rytz selber erreichte im Kanton Bern ein Spitzenresultat und landete bei den Ständeratswahlen im ersten Wahlgang gar auf dem zweiten Platz. Mit dem Scheitern im zweiten Wahlgang wurde ihr Höhenflug letzten Sonntag etwas gebremst.
Tochter eines Architekten und einer Musikerin
Regula Rytz wuchs als Tochter des Architekten Rudolf Rytz und der Musikerin Gisela Rytz-Flören in Thun BE auf. Sie erwarb des Lehrpatent und arbeitete zunächst als Primarlehrerin. Dann studierte sie Geschichte und Staatsrecht an der Universität Bern.
1987 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Grünen Bündnisses (GB), 2001 bis 2005 leitete sie die Kantonalpartei. Als Grossrätin setzte sie sich ab 1994 anderem mit Bildungsthemen und der Finanzpolitik auseinander. Ihre Kandidatur für den Regierungsrat 1998 scheiterte dann allerdings.
Mehr Erfolg war ihr 2004 bei den Stadtberner Gemeinderatswahlen beschieden. So vollzog sie den Wechsel von der Zentralsekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes zur Stadtberner Magistratin – und zur Chefin in einer Welt von Baggern, Trams, Kanalisationen und Kehrichtautos.
Rytz stieg auch schon in den Abwasserkanal
Weil sie wissen wolle, was ihre Angestellten machen, stieg Rytz schon mal in einen Abwasserkanal, suchte um 4 Uhr früh die Strassenwischer auf und liess sich das Bäumeschneiden in der Stadtgärtnerei zeigen.
Die heute 57-Jährige lebt mit ihrem Lebenspartner Michael Jordi im Berner Breitenrainquartier. In der Freizeit beschäftigt sie sich mit Literatur, Musik, Kino, Bergwandern und Joggen, wie sie auf ihrer Website angibt. (SDA)