Referendum zum Geldspielgesetz scheitert – doch der Abstimmungskampf hat Folgen
Ausländer sollen keine Kampagnen mehr finanzieren

Das Referendum gegen das Geldspielgesetz ist auch darum gescheitert, weil es von ausländischen Glücksspielanbietern massiv finanziell unterstützt wurde. Davon profitiert jetzt der Walliser CVP-Ständerat Jean-René Fournier, der ein Verbot ausländischer Einmischung in der Bundesverfassung verankern will.
Publiziert: 10.06.2018 um 23:33 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:15 Uhr
«Wir konnten nicht mobilisieren»
5:22
Gegner und Befürworter des Geldspielgesetzes:«Wir konnten nicht mobilisieren»
Andrea Willimann
Das Volk hat mit 72,9 Prozent Ja zum neuen Geldspielgesetz gesagt.
Foto: CHRISTIAN SPRANG

Das Volk steht hinter dem neuen Geldspielgesetz. Es hat mit 72,9 Prozent Ja gesagt, dass für Casinos künftig Regeln gelten, die dem Internet-Zeitalter angepasst sind. Eine davon besagt, dass ausländische Anbieter von Online-Spielen mit einer Schweizer Spielbank kooperieren müssen. Sonst wird ihre Seite gesperrt. Damit will die Schweiz die Kontrolle über die Angebote behalten.

Unklare Machenschaften mag das Stimmvolk auch bei Abstimmungskampagnen nicht. Sowohl von Befürwortern wie von Gegnern des Geldspielgesetzes war gestern zu hören, dass die offenen Fragen rund um die ausländische Finanzierung der Unterschriftensammlung für das Referendum und die Kampagne den Wind gedreht hätten.

Andri Silberschmidt, Präsident der Jungfreisinnigen und Chef des Nein-Komitees, gab zu, dass die ausländische Einmischung «nicht geholfen hat».
Foto: Keystone

Silberschmidt: «Transparenz wäre gefordert gewesen»

«Der Spendenskandal war für das sehr hohe Ja entscheidend», ist sich Swisslos-Präsident Josef Dittli (61) sicher. Auch der Chef der Gegner, Andri Silberschmidt (24), meint zerknirscht: «Das hat uns sicher nicht geholfen.» Transparenz wäre aber nur auf seiner Seite eingefordert worden und bei den anderen nicht.Das gibt Schub für die Parlamentarische Initiative, die der Walliser CVP-Ständerat Jean-René Fournier (60) letzte Woche im Ständerat eingereicht hat. Sie verlangt ein Verbot für ausländisches Geld in der Schweizer Demokratie (BLICK berichtete).

Beat Vonlanthen (l.), Freiburger CVP-Ständerat und Präsident des Schweizer Casino Verbandes, und Josef Dittli, FDP-Ständerat und Präsident von Swisslos, freuen sich, dass die ausländischen Casinos das Nachsehen haben, wenn sie sich nicht an die Schweizer Regeln halten.
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Auch Geldspielgesetz-Gegner sind für ein künftiges Verbot

«Schon letzte Woche haben 22 Ratskollegen aus CVP, FDP, SVP und SP meine Forderung unterschrieben. Doch jetzt ist die Unterstützung noch viel grösser: Alle klopfen mir auf die Schulter und wollen einem Verbot zum Durchbruch verhelfen», so Fournier.

«Wir müssen klare Regelungen schaffen. Das dürfen wir nicht tolerieren», sagte die Basler Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan im Interview mit BLICK.
Foto: KEY

Dazu gehören selbst Geldspielgesetz-Gegner. So will die Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan (37) die Idee «wohlwollend prüfen»: «Ich finde es immer sehr problematisch, wenn ausländische Akteure in der Schweiz, aber auch Schweizer im Ausland bei Abstimmungen mitwirken. Da müssen wir klare Regeln schaffen.»

Verfassungsartikel würde respektiert

Die Befürworter des Geldspielgesetzes, FDP-Nationalrat Matthias Jauslin (AG, links) und CVP-Ständerat Jean-René Fournier (VS), führten gestern im Hauptquartier des Ja-Komitees für das Geldspielgesetz die hohe Zustimmung auch auf die Machenschaften des Gegnerkomitees mit ausländischem Geld zurück.
Foto: Keystone

Doch wäre ein Verbot überhaupt durchsetzbar? Fournier ist sicher: Stünde ein solches erst einmal in der Verfassung, würden sich Referendums- und Initiativkomitees daran halten. «99,9 Prozent der Schweizer sind ehrlich und respektieren das Gesetz.» Und die anderen würden darüber stolpern, dass im Internet-Zeitalter alles irgendwann rauskomme.

Geldspielgesetz-Befürworter Damian Müller (FDP/LU, links) und Josef Dittli (FDP/UR) freuten sich über den hohen Ja-Stimmen-Anteil. Der Wind habe in den vergangenen zwei Wochen gedreht, als die erneute Einmischung durch ausländische Casinobetreiber bekannt wurde.
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