Seit Donnerstag ist bekannt: Das vor 70 Jahren explodierte Munitionslager Mitholz BE gefährdet die Anwohner immer noch. Das Verteidigungsdepartement (VBS) hat nur zufällig festgestellt, dass unter dem Schutt 3500 Tonnen Munition schlummern, die jederzeit hochgehen könnten.
Es sei den Experten weder in der Schweiz noch in ganz Europa eine Stelle bekannt, von der eine vergleichbare Gefährdung ausgehe, hiess es letzte Woche. Besonders brisant: Das VBS hatte Mitholz nicht auf dem Radar. Nur weil man überlegte, dort ein unterirdisches Rechenzentrum zu bauen, stiess man auf die Explosionsgefahr.
Blei im Boden und Gefahren fürs Trinkwasser
Das Gefahren-Kataster des VBS listet 1856 Standorte von A wie Aarau bis Z wie Zürich auf, die problematisch sind: «Mit Schwermetallen belastete Kugelfänge, wilde Abfalldeponien, Rückstände von Flammenwerfern und lecke Tanklager gefährden das Grundwasser», schrieb die «SonntagsZeitung» 2010. Sie hatte das VBS per Öffentlichkeitsgesetz zur Herausgabe des Katasters gezwungen.
Von über einer Milliarde Franken für die Beseitigung der Altlasten war damals die Rede. Und mit der Sanierung von Mitholz stehen weitere Kosten an. Noch ist aber unklar, wie sich das Risiko für die Bevölkerung im Kandertal minimieren lässt.
Jetzt muss alles auf den Tisch
Vor allem aber zeigt Mitholz: Es sind noch immer nicht alle Armeesünden auf dem Tisch. Darum wird die SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen (65) aktiv. Die Präsidentin der Finanzkommission reicht einen Vorstoss ein, der «verlässliche Erhebungen sämtlicher belasteter Armeestandorte mit einer systematischen Beurteilung, Beobachtung und Altlastenbeseitigung sowie der dazu nötigen Finanzplanung» verlangt, wie sie zu BLICK sagt.