Reaktionen auf den Bundesrats-Entscheid
Wirtschaft will mehr Tempo bei Lockerungen

Der Bundesrat verlängert die Corona-Massnahmen. Das sei nachvollziehbar, heisst es aus Verbänden, Kantonen und Politik. Doch gerade die Wirtschaft hofft so rasch als möglich auf Lockerungen.
Publiziert: 19.01.2022 um 19:00 Uhr
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Ende Februar ist mit Homeoffice und mit Quarantäne Schluss - das hat der Bundesrat entschieden.
Foto: keystone-sda.ch

Freude herrscht vor allem in der Tourismusbranche. Denn ab kommenden Samstag müssen Reisende beim Eintritt in die Schweiz keinen Test mehr vorweisen, wenn sie geimpft oder genesen sind. «Ein positives Signal», findet der Schweizer Tourismus-Verband. Denn die Testpflicht war für die Gäste teuer und aufwendig.

Anderswo sind die Reaktionen auf den Bundesratsentscheid nicht ganz so freudig. Wie erwartet verlängert die Landesregierung die Corona-Massnahmen: Während Homeoffice und Quarantäne schon Ende Februar fallen, gilt der Rest – von 2G bis zur Maskenpflicht «provisorisch» bis Ende März. Leicht angesäuert ist etwa Economiesuisse: Zwar seien die Entscheide des Bundesrates «nachvollziehbar», schreibt der Wirtschaftsdachverband. Doch die Datenlage dafür sei immer noch nicht ausreichend. «Es dauert nach wie vor viel zu lange, bis verlässliche Zahlen vorliegen.» Und das erschwere es unnötig, sich am Ziel zu orientieren, die Spitäler nicht zu überlasten. Sobald klar sei, dass die Spitäler gut durch die Omikron-Welle kommen, brauche es schnellstmöglich Lockerungen.

Mehr Tempo bitte!

Ähnlich klingt es beim Arbeitgeberverband: Wie Economiesuisse pocht auch dieser Verband darauf, dass die Homeoffice-Pflicht möglichst schnell in eine Empfehlung umgewandelt wird. Insgesamt blieben die Entscheide hinter den Erwartungen zurück. Oberstes Prinzip müsse sein, eine Normalisierung in allen Lebensbereichen zum frühestmöglichen Zeitpunkt anzustreben. Noch letzte Woche hatte Verbandspräsident Valentin Vogt angeregt, man solle die Aufhebung der Quarantänepflicht für Personen ohne Symptome diskutieren.

Zu wenig schnell geht es auch der FDP. Sie fordert eine weitere Lockerung der Quarantäneregeln: «Nein zu einer Quarantäne für doppelt geimpfte Personen», schreibt die Partei auf Twitter. Was die übrigen Einschränkungen angehe, sollten bereits Anfang März weitere Lockerungen möglich sein – sofern die epidemiologische Lage dies zulasse. Explizit begrüsst wird von den Freisinnigen die Priorisierung bei den PCR-Tests.

Mitte und GLP zufrieden

Mitte und GLP schlagen sich derweil auf die Seite des Bundesrates. Man unterstütze insbesondere, dass die Landesregierung die Massnahmen wie Quarantäne und die Homeoffice-Pflicht nur bis Ende Februar verlängert habe, so die Mitte via Twitter.

Für Jürg Grossen, Präsident der GLP, ist die Verlängerung der Corona-Massnahmen der richtige Entscheid, und die Differenzierung bei Quarantäne und Homeoffice «angemessen», wie er auf Twitter schreibt. Doch auch er fordert: «Rasch reagieren, wenn es neue Entwicklungen gibt!»

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Kantone hätten lieber Selbstquarantäne gehabt

Auch seitens Kantone kommt Rückendeckung. Die Beschlüsse entsprächen den Rückmeldungen aus der Konsultation, teilt die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) mit. Die waren beim Thema Verlängerungen eigentlich gespalten. Doch dem habe der Bundesrat Rechnung getragen, indem er die Homeoffice-Pflicht nur bis Ende Februar verlängerte und bereits im kommenden Monat über mögliche Lockerungen diskutieren will.

Begrüsst werden von der Gesundheitsdirektorenkonferenz auch der Verzicht auf ein Verbot des Präsenzunterrichts an Hochschulen und die Aufhebung der Testpflicht bei der Einreise in die Schweiz. Die Entscheide entsprächen der Haltung einer klaren Mehrheit der Kantone.

Verständnis äusserte die GDK für die Beibehaltung der behördlich angeordneten Quarantäne für enge Kontaktpersonen. Zwar habe sich eine Mehrheit der Kantone einen Wechsel zum System der Selbstquarantäne ausgesprochen. Angesichts der offenen arbeitsrechtlichen Fragen sei es jedoch nachvollziehbar, dass der Bundesrat vorerst auf diesen Schritt verzichte. (gbl)


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