Die Berner Krawalle erhitzen die Gemüter. Das bekommt nun auch CVP-Nationalrat Alois Gmür zu spüren. Nachdem er die Betreiber des Berner Kulturzentrums Reitschule in Schutz genommen hatte (BLICK berichtete), erhielt er viele negative Reaktionen.
«Einige waren so übel, dass ich sie gleich gelöscht habe», erzählt der Schwyzer. «Ich bin auf das Übelste beschimpft worden, obwohl ich doch nur gesagt habe, dass die Reitschule ein guter Kunde und eine lässige Lokalität ist», ärgert er sich.
Gmür führt in Einsiedeln SZ eine Brauerei und beliefert auch die Reitschule. Diese sei «ein toller Kunde», er habe nie irgendwelche Probleme gehabt, hatte er zur Verteidigung der Berner Kulturinstitution gesagt. Er gehe auch gern dort essen und finde das Personal «sehr freundlich und zuvorkommend».
Beleidigungen gehören zum Politiker-Alltag
Dass Gmür dafür nun so angegangen wird, ist kein Einzelfall. Immer wieder müssen sich Politiker beschimpfen lassen. Sogar Tätlichkeiten sind keine Seltenheit: Im letzten Jahr wurde alt Bundesrat Christoph Blocher nach einer Veranstaltung in einem Zürcher Hotel mit einem Messer angegriffen. Kurz zuvor wurde SVP-Nationalrat Erich Hess (BE) Opfer einer Bier-Attacke.
Auch SP-Nationalrat Cédric Wermuth (AG) musste sich schon gegen Handgreiflichkeiten wehren. Meist aber bleibe es bei Beleidigungen: «Seit ich im Nationalrat bin, haben die Anfeindungen und Bedrohungen massiv zugenommen», sagte er letztes Jahr zu BLICK. Bei gewissen Reizthemen, wie etwa Islam oder Asyl, erhalte er nach öffentlichen Äusserungen kiloweise Post.
Dass Anfeindungen gegen Bundespolitiker zunehmen, zeigen auch Zahlen des Bundesamts für Polizei (Fedpol): 2015 wurden 1063 Drohungen gemeldet, die die Politiker via Brief, E-Mail und Telefon erreicht hatten.
Gmür gewinnt einen neuen Kunden
Was Gmür besonders ärgert: Die Beleidigungen wegen seiner Reitschul-Äusserungen seien anonym erfolgt. Namentlich gezeichnet gab es hingegen eine positive Reaktion: Ein Ladenbesitzer aus der Berner Altstadt habe sich erkundigt, wie er an Gmürs Einsiedler Bier komme. So hat Gmür bei allem Ärger immerhin einen potenziellen Neukunden gefunden.