Yvonne Feri (50) biegt auf die Zielgerade ein. Am 23. Oktober wählt der Aargau Parlament und Regierung. SP-Nationalrätin Feri hat gute Chancen, sich an der Seite von Urs Hofmann (59) für die Genossen einen zweiten Sitz in der Kantonsexekutive zu sichern.
«Es ist unglaublich wichtig, dass wir diesen Sitz für die Linke oder die linke Hälfte halten können»,sagt Feri. Sie könne sich gut vorstellen, das Sozial- und Gesundheitsdepartement der abtretenden Susanne Hochuli (51, Grüne) zu übernehmen. Die Mehrheitsverhältnisse in der Regierung blieben die gleichen wie heute.
Feri ist seit langem prominente Vertreterin der Linken im Aargau.
Sie trat wegen Burger aus der Unia aus
Dazu passte auch ihr Engagement bei der Unia. Bis 2006 arbeitete Feri für die Unia-Region Zürich-Schaffhausen. Ihr Chef war Roman Burger (39), lange als Vorzeigegewerkschafter gerühmt, der vor wenigen Tagen wegen sexueller Belästigung von Mitarbeiterinnen seinen Stuhl räumen musste.
Es kam zum Bruch. «Ich bin 2006 aus der Unia ausgetreten», bestätigt Feri. «Die Auseinandersetzungen mit Burger bewogen mich, die Gewerkschaft zu verlassen. Ich konnte mit seinem Führungsstil nichts anfangen.» Bis heute ist sie der Unia ferngeblieben.
Feris gute Ausgangslage rund vier Wochen vor der Ausmarchung hat mit ihrer Bekanntheit als nationales Aushängeschild der SP zu tun, nicht zuletzt als ehemalige Präsidentin der SP-Frauen. Feris Stimme ist eine, die gehört wird in Bundesbern.
Dass die Genossen im stramm bürgerlichen Aargau auf einen zweiten Sitz hoffen, hat aber auch damit zu tun, dass die SVP, die ebenfalls auf den Sitz der Grünen spekuliert, mit der eigenen Kandidatin hadert, Franziska Roth (52). Öffentlich gibt sich die Volkspartei zwar von Roths fachlicher Qualifikation überzeugt.
Hinter vorgehaltener Hand bemängelt man aber ihren Wahlkampf. «Wir könnten abschiffen», sagt ein hochrangiges Mitglied aus dem Aargau. Dabei hatte die SVP vergangenes Jahr bei den eidgenössischen Wahlen im Aargau satte 38 Prozent erreicht. Und könnte nun, ein Jahr später, erstmals in der Schweiz die 40-Prozenthürde knacken.
Umso ärgerlicher wäre es für die Volkspartei, wenn es mit einer Stärkung in der Exekutive einmal mehr nichts wird. Stattdessen könnte mit Feri eine Politikerin das Rennen machen, die laut Ratings stramm links politisiert. Sie selbst sagt: «Ich stehe auch innerhalb der SP klar in der Mitte», sagt sie. Zehn Jahre Erfahrung in der Gemeinde-exkutive zeigten ihre pragmatische, kompromissfähige Haltung.
Sollte Feri in einem Monat gewählt werden, wäre dies für die Volkspartei ein schwacher Trost.