Antimuslimischer Rassismus betrifft in der Schweiz alle Lebensbereiche. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft. Diese arbeitet im Rahmen der Fachstelle für Rassismusbekämpfung.
«Es ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern es gibt ein strukturelles Problem. Antimuslimischer Rassismus ist stark in unserer Gesellschaft verankert», sagte Mitautor Hansjörg Schmid vom Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Diese Art des Rassismus zeige sich in den unterschiedlichsten Institutionen: Bildung, Arbeit, Behörden, Polizei und Medien.
Hohe Dunkelziffer
Die Autoren gehen von einer grossen Dunkelziffer aus, was auf ein Underreporting hindeutet. Von 2471 Musliminnen und Muslimen, die Diskriminierung wahrnahmen, meldete dies nur eine einzige Person, hiess es in der Studie. «Vielen Betroffenen fehlt das Vertrauen, Hilfe bei Institutionen zu holen, weil sie Angst haben, dass ihre Anliegen nicht ernst genommen werden», sagte Marianne Helfer, Leiterin der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) vor den Medien. Die FRB hat diese Studie in Auftrag gegeben.
Die Verfasser der Studie schlagen auch vor, bei diesem Problempunkt anzusetzen, so sollen Beratungsangebote und Monitoring gestärkt werden, um Underreporting entgegenzuwirken. Weiter soll ein besseres Verständnis in der Gesellschaft geschaffen werden.
2019 gaben mehr als 35 Prozent der Musliminnen und Muslime an, dass sie Opfer rassistischer Diskriminierung gewesen sind. Mehr als zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung hege starke Vorbehalte gegenüber Menschen mit muslimischem Glauben, schrieben die Autoren. Grundlage der SZIG-Studie sind Interviews mit Expertinnen und Experten von Fachstellen, Behörden, muslimischen Organisationen und aus der Wissenschaft. Hinzu kamen qualitative Interviews mit elf von antimuslimischem Rassismus betroffenen Personen.
Handlungsbedarf
Die Autoren sehen starken Handlungsbedarf. Deswegen sprechen sie Empfehlungen aus, was gegen die Diskriminierung unternommen werden kann. Dazu gehören der Ausbau von Unterstützungs- und Beratungsangeboten für Betroffene und vor allem eine stärkere Sensibilisierung von Institutionen und Öffentlichkeit. In den kommenden Monaten soll ein Aktionsplan gegen Rassismus und Antisemitismus ausgearbeitet werden. Darin sollen die Präventionsvorschläge der Studie miteinfliessen.