Promi-Allianz appelliert an Bundesrat
Aquarius soll unter Schweizer Flagge Flüchtlinge retten

Namhafte Persönlichkeiten aus der Kultur, Wissenschaft und Politik verlangen vom Bundesrat, das Migranten-Rettungsschiff Aquarius unter Schweizer Flagge zu stellen.
Publiziert: 07.10.2018 um 13:21 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 15:41 Uhr
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Das Rettungsschiff Aquarius, seit Donnerstag blockiert im Hafen von Marseille (F).
Foto: AP
Fabian Eberhard

Sie ist das letzte nicht staatliche Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer: die Aquarius. 30'000 Flüchtlinge holten Besatzungen von Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée in den letzten Jahren aus Flüchtlingsbooten – jeder vierte minderjährig.

Seit Donnerstag sitzt die Aquarius im Hafen von Marseille (F) fest. Panama hat dem Rettungsschiff die Registrierung entzogen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter setzte die Crew einen Hilfeschrei ab: «Wir rufen die europäischen Regierungen auf, es zu ermöglichen, unsere lebensrettende Arbeit fortzusetzen, indem sie der Aquarius eine Flagge geben.»

Genau das will eine breit abgestützte Allianz von Schweizer Persönlichkeiten nun ermöglichen. In einem offenen Brief, der dem SonntagsBlick vorliegt, fordern Kirchenvertreter, Kulturschaffende, Wissenschaftler, Politiker, Juristen und Diplomaten den Bundesrat dazu auf, die Aquarius künftig unter Schweizer Flagge fahren zu lassen.

Fern von parteipolitischen Positionen

Unterstützt wird der Aufruf unter anderen von der ehemaligen Uno-Chefanklägerin Carla Del Ponte, Ex-SP-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, Chemie-Nobelpreisträger Jacques Dubochet, Filmemacher Markus Imhoof, dem früheren IKRK-Chef Cornelio Sommaruga und von alt Ständerat Dick Marty (FDP).

In ihrem Brief schreiben sie: «Menschen willentlich in interna­tionalen Gewässern sterben zu lassen, ist nicht akzeptierbar.» Deshalb appellieren die Verfasser an den Bundesrat, ein Zeichen zu setzen. Fern von parteipolitischen Positionen, in der humanitären Tradition der Schweiz.

Dick Marty, ehemaliger Abgeordneter des Europarats und langjähriges Mitglied der OSZE-Kommis­sion für Menschenrechte, sagt: «Die Tragödie, die sich auf dem Mittelmeer abspielt, ist einfach entsetzlich – ein Schandfleck unserer Zeit.»

Mit Hilfe einer Interpellation

Die Schweiz habe nun die Möglichkeit, Leben zu retten. Marty mahnt: «Wir dürfen nicht vergessen, dass die Verzweifelten, die ein besseres Leben suchen, aus denjenigen Ländern kommen, deren Reichtum wir – die westliche Welt – geplündert haben.»

Flankiert wird der offene Brief von einer Interpellation im Parlament. Die Nationalräte Kurt Fluri (FDP SO), Ada Marra (SP VD) und Guillaume Barazzone (CVP GE) wollen vom Bundesrat wissen, unter welchen Umständen die Aqua­rius unter Schweizer Flagge weiterfahren könnte. Laut Gesetz ist eine Registrierung ausschliesslich Handelsschiffen vorbehalten.

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