Die Regierungspartei errang nach Prognosen des öffentlichen Senders CBC bei der Abstimmung am Montag mehr Mandate als die Konservativen. Doch Justin Trudeau (49) errang keine absolute Mehrheit.
Die Partei hat gewonnen, ist aber deutlich hinter dem Ziel einer absoluten Mehrheit zurückgeblieben. Die Regierungspartei errang nach Prognosen des öffentlichen Senders CBC bei der Abstimmung am Montag etwa 156 Mandate und liess die Konservativen von Kontrahent Erin O'Toole mit ungefähr 122 Sitzen hinter sich. Mehrere Wahlbezirke waren in der Nacht zum Dienstag noch immer umkämpft.
Im flächenmässig zweitgrössten Land der Erde ändert sich damit gegenüber den Wahlen von 2019 kaum etwas - für eine Absolute Mehrheit wären 170 Mandate notwendig gewesen. Trudeau ist damit auch künftig auf die Hilfe anderer Parteien angewiesen. Die Mitte-Links-Partei der Neuen Demokraten (NDP) kam in den Prognosen auf ungefähr 29 Sitze, genauso wie auch die Regionalpartei aus Quebec, die Grünen erreichten demnach voraussichtlich zwei Mandate.
Trudeau regiert seit 2015
Die Umfragen waren zuletzt aber knapper gewesen, als die Liberalen sie sich gewünscht hätten. Die Spitzenkandidaten der anderen Parteien und viele Kanadier hatten ihnen vorgeworfen, trotz einer vierten Welle der Pandemie und einer relativ stabilen Minderheitsregierung nach der Absoluten Mehrheit zu greifen - und damit Zeit im Kampf gegen Covid-19 zu verschwenden sowie die Gesundheit der Wähler potenziell zu gefährden.
Generell kommt Trudeaus Liberalen das Wahlsystem in Kanada eher zugute. Die Mandate in den 338 Wahlbezirken werden nach dem Prinzip der absoluten Mehrheit verteilt.
Entscheidend sind lediglich einige Dutzend umkämpfte Bezirke vor allem in den Vorstädten der Grossstädte Toronto, Montreal und Vancouver – ein wenig vergleichbar mit den Swing States in den USA. Trudeau regiert das nordamerikanische Land mit knapp 38 Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern seit 2015 - von 2019 führte er das Land nur noch mit einer Minderheit der Sitze des Parlaments in der Hauptstadt Ottawa.
Traditionell gibt es in Kanada keine Koalitionen, sondern entweder absolute Mehrheiten oder Minderheitsregierungen mit durchschnittlich zweijähriger Halbwertszeit. Die letzte Abstimmung auf Bundesebene im Herbst 2019 brachte den Liberalen 157 Sitze, die Konservativen errangen 121.
Die Liberalen haben im politisch moderaten Kanada historisch gesehen am häufigsten Regierungen gestellt. In diesem Wahlkampf dominierten neben der Klimakrise vor allem innenpolitische Themen wie die steigenden Lebenshaltungskosten und die Gesundheitsversorgung. (SDA)