Produzenten setzen auf Öko-Energie – Aber die Rechnung geht nicht auf
Verkehrte Energie-Welt

Was Autofahrer und Hausbesitzer freut ist Gift für die Umwelt. Erdöl ist zu billig für die Energie-Wende.
Publiziert: 01.12.2014 um 21:19 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:19 Uhr
Den Hausbesitzer freuts, den Staat reuts: Im Moment ist der Preis für Heizöl im Keller.
Foto: KEYSTONE/Gaetan Bally
Von Philipp Albrecht, Ulrich Rotzinger und Andreas Schaffner

Die Energiewelt steht kopf. Die Regierungen vieler Länder wollen, dass wir Endverbraucher sparsamer werden und sauberen Strom aus Wind, Sonne und Erdwärme konsumieren. Doch das wird schwierig, denn dreckige Energie aus Kohle und Erdöl ist derzeit so günstig wie noch nie.

Beim Sparen geht die Rechnung noch auf. Am Sonntag stimmte der Kanton Solothurn einem neuen Verbot zu: Elektroheizungen sollen verschwinden. Zuvor haben das schon die meisten anderen Kantone beschlossen. Mit Ausnahme von Schwyz, Luzern und Freiburg. Der Trend zeigt: Wir verabschieden uns vom grössten Stromfresser aller Zeiten. Zehn Prozent des gesamten Schweizer Stromverbrauchs gehen auf Kosten der Elektro­heizungen. Experten sagen, dass bis zu zwei Drittel davon eingespart werden könnten.

Strom zu wertvoll für Heizungen

Gemäss Schätzungen gibt es noch 230 000 Haushalte mit Stromheizungen, 70 000 davon sind Ferienhäuser. «Strom ist gerade im Winter zu wertvoll, um für die Raumheizung verwendet zu werden», sagt Lorenz Bösch, Geschäftsführer der Konferenz der kantonalen Energiedirektoren. Diese haben die Wende eingeleitet. Das Ziel: In den nächsten 15 Jahren werden die Stromfresser durch Wärmepumpen ersetzt. Die Heizkosten werden danach 75 Prozent tiefer sein.

Stromsparen ist Energiewende pur! Und der Rest des benötigten Stroms kommt aus erneuerbaren Quellen. Das läuft auch in Deutschland so, obwohl dort im Moment noch zu viele Schlote von Kohlekraftwerken rauchen. E.ON, der grösste deutsche Energiekonzern, will sich nun von Kohlestrom und Atomkraft verabschieden. Zusammen mit dem Gasgeschäft sollen diese Sparten in eine separate Gesellschaft verfrachtet und schrittweise verkauft werden. E.ON setzt neu auf Ökostrom und Elektrizitäts­netze. Dreckstrom lohnt sich nicht mehr.

Ölpreis im freien Fall

Die Rechnung ginge auf, würde nicht das billige Öl die ganze Wende durcheinander bringen. Für die saubere Energiezukunft braucht es zwingend einen stetig steigenden Ölpreis. Doch der befindet sich gerade im freien Fall. Gestern sank der Preis zeitweise auf unter 68 Dollar pro Fass (Sorte Brent). Seit dem Junihoch von fast 116 Dollar verbilligte sich das Öl um 42 Prozent.

«Die Preise geraten weiter ins Rutschen. Die Baisse setzt sich fort», sagt Rolf Hartl, Präsident der Erdölvereinigung. Kurzfristig profitieren wir davon. Der Preis von Heizöl sinkt genau zum richtigen Zeitpunkt, denn viele Eigenheimbesitzer schlagen in diesen Wochen zu. «Wer vom günstigen Preis profitieren will, soll jetzt den Tank füllen», sagt auch Daniel Hofer, Chef der Migros-Tochter Migrol.

Und auch die Autofahrer füllen ihren Tank an den Zapfsäulen so günstig wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Eugen Weinberg, Energieexperte der Commerzbank, warnt jedoch: «Kurzfristig mag der Rohölpreis weiter fallen, aber in neun Monaten kann sich das Blatt schon wieder wenden.»

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